Der neue Stolz von Kim Jong Un ist keine Rakete, sondern ein Urlaubsresort. An der nordkoreanischen Ostküste warten Sandstrand und Wasserpark auf Gäste und Urlauber. Damit will der nordkoreanische Diktator den Tourismus ankurbeln. Bislang dürfen aus dem Ausland nur Russen kommen.
Ein paar Tage Pjöngjang, dann mit dem Zug an den Strand und einige Tage Badespaß im brandneuen Urlaubsresort von Nordkorea. All-inclusive, allerdings stehen nur drei Getränke zur Auswahl, Kostenpunkt umgerechnet etwa 1700 Euro pro Person. Das sind die Zutaten für den Trip einer russischen Reisegruppe nach Nordkorea.
Daran sind mehrere Dinge besonders: Urlauber gibt es in Nordkorea generell wenig. Nach Wonsan Kalma, dem brandneuen Strandresort an der nordkoreanischen Küste, hatte sich zuvor noch kein einziger ausländischer Tourist verirrt. Am 1. Juli wurde die riesige Anlage mit dem langen Sandstrand von Kim Jong Un eröffnet - die 13-köpfige russische Reisegruppe hat gewissermaßen Pionierarbeit in Nordkoreas Touristen-Hotspot geleistet. So sieht es jedenfalls Nordkoreas Diktator.
Die Urlauber aus dem befreundeten Nachbarland sollen jedenfalls nicht die letzten sein, die sich am Strand von Wonsan Kalma entspannen. Der Diktator will unbedingt Touristen ins Land locken, um die Wirtschaft aufzupäppeln. Das Land ist bitterarm, das Urlaubsresort soll ein anderes Bild vermitteln: Nordkorea, das mehr ist als Raketentests und Diktatur, sondern für Moderne und Wohlstand steht.
"Das Resort soll dem Volk signalisieren, dass Nordkoreaner trotz internationaler Sanktionen einige der schönen Dinge des Lebens genießen können", schreibt das "Wall Street Journal". Autor Timothy Martins bezeichnet das Urlaubsparadies auf dem Youtube-Kanal der Zeitung als "Nordkoreas Kathedrale des Sozialismus".
Platz für 20.000 Menschen
Martins hat mit einigen russischen Urlaubern über ihre Erlebnisse in Nordkoreas neuer Ferien-Hochburg gesprochen. Die Reisenden berichten von gähnender Leere in der riesigen Anlage, die bis zu 20.000 Menschen gleichzeitig Platz bieten soll. Handtücher mussten an den Strandliegen nicht reserviert werden, es war bis auf die 13 russischen Touristen schlicht niemand da. Den Urlaubern sei gesagt worden, es gebe "separate Strände für Einheimische und Touristen".
Der Wasserpark sei gesperrt gewesen. Wer abseits der Mahlzeiten etwas essen oder andere Dinge kaufen wollte, musste Guthaben auf sein elektronisches Zahlungsarmband laden. Akzeptiert wurden US-Dollar, Euro und chinesische Yuan, aber keine Rubel.
Ebenfalls ein Wermutstropfen war, dass es nur drei Getränke zur Auswahl gab: Wasser, Tee und Bier. Zudem war WLAN nicht in den Reisepreis von umgerechnet etwa 1700 Euro inkludiert: zehn Minuten Internetzugang haben sage und schreibe 1,50 Euro gekostet. Und Souvenir-Artikel gehen in Nordkoreas Freizeitgelände richtig ins Geld: Ein Plastikmodell der nordkoreanischen Interkontinentalrakete Hwasong-17 wird für umgerechnet 400 Euro verkauft.
Der Reisegruppe habe es letztlich jedoch an wenig gefehlt, berichtet das "Wall Street Journal". Essen sei "in Hülle und Fülle" serviert worden. Auf Wunsch wurden auch Sonderwünsche erfüllt. Auch Musikboxen wurden bereitwillig an den Strand gebracht. Jetski-Fahrten und Trips mit Quads waren umsonst. "Wir fühlten uns wie die wichtigsten Menschen auf der Welt", wird Touristin Anastasia Samsonowa zitiert.
Vorbild in Spanien
Kim Jong hat die Pläne vom Bau des Touristenresorts erstmals 2014 erwähnt. Laut der staatlichen Medien hat sich der Diktator Tausende von Entwürfen angesehen, bevor er sich für das endgültige Design entschied. Inspiriert wurde der Bau offenbar vom spanischen Urlaubsort Benidorm.
Im Juli zur Eröffnung verbreiteten die Staatsmedien Bilder von Kim und seiner Tochter. Entspannt laufen sie über den Sandstrand oder sehen dabei zu, wie Nordkoreaner die Rutschen im Wasserpark oder die Surfanlage benutzen.
Vor Corona hat Nordkorea jedes Jahr vor allem Touristen aus China ins Land gelassen und ihnen jene Landesteile Nordkoreas gezeigt, die Kim und sein Regime vorzeigen wollten. Reisende aus dem Nachbarland haben jedes Jahr zu Hunderttausenden das isolierte und verarmte Land besucht. Die Pandemie hat diesen Geschäftszweig gekappt. Aus China durfte niemand raus, in Nordkorea niemand rein.
Anfang vorigen Jahres hat Diktator Kim beschlossen, die Grenzen zumindest teilweise für Urlauber wieder zu öffnen. Seitdem dürfen ausschließlich Reisende aus Russland herein. 2024 kamen aber gerade mal etwa 1500 Touristen ins Land, zitiert das "Wall Street Journal" einen russischen Beamten aus der Grenzstadt Wladiwostok. Von hier aus werden seit kurzer Zeit wieder Direktflüge nach Pjöngjang angeboten.
Im Februar dieses Jahres hat sich Nordkorea noch ein wenig mehr geöffnet. Plötzlich konnten auch bestimmte westliche Touristen per Visum die Sonderwirtschaftszone Rason an der chinesischen Grenze besuchen. Aber nur kurze Zeit - nur wenige Wochen später wurde die Grenze wieder dauerhaft geschlossen. Für die russische Reisegruppe hat Kim eine Ausnahme gemacht.
Als Lawrow kommt, ist es voll
Eine Ausnahmesituation erlebten auch die russischen Studenten im Urlaubsresort: Nach Tagen der Einsamkeit wurde es auf dem Gelände des Urlaubsdomizils auf einmal schlagartig voll. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat Wansan Kalma besucht.
Um eine entsprechende Kulisse zu bieten, hat das Kim-Regime dafür gesorgt, dass die Anlage voll ist. Dabei handelte es sich offenbar um wohlgenährte Menschen aus der nordkoreanischen Oberschicht. "Die Menschen, die wir im Resort sahen, waren die ersten übergewichtigen Nordkoreaner, die wir gesehen haben", sagte der russische Urlauber Alexander Spevak dem "Wall Street Journal".
Dann wurden allen Nordkoreanern am Strand "aus unbekannten Gründen" Badeanzüge, Schwimmbrillen und Hüte ausgehändigt - wahrscheinlich, um dem prominenten Staatsgast aus Russland ein lebendiges Treiben am Badestrand vorzugaukeln.
Erfolgreich? Unklar. An Russland wird es jedenfalls nicht liegen, wenn am Sandstrand von Wansan Kalma wieder gähnende Leere herrscht: Die russische Nachrichtenagentur Tass hat im Zuge des Besuchs von Lawrow berichtet, dass diesen Monat die nächste Reisegruppe aus Russland ins nordkoreanische Urlaubsresort Urlaub macht.
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