Ein Friedensbeauftragter, der eigentlich keinerlei außenpolitische Erfahrung hat: Seit Monaten reist Steve Witkoff für die Trump-Regierung in die Krisenherde der Welt, um zu vermitteln. Seine Bilanz ist bislang bescheiden, jetzt soll er den Kreml an das Ukraine-Ultimatum des US-Präsidenten erinnern.
Es sagt viel über US-Präsident Donald Trump aus, dass er seine wichtigsten außenpolitischen Missionen einem befreundeten Immobilienunternehmer und Golfpartner anvertraut hat. Steve Witkoff soll in der Ukraine und im Nahen Osten Frieden stiften. Am Morgen landet der Sonderbeauftragte in Moskau. Er soll in Trumps Auftrag Druck auf Kremlchef Wladimir Putin machen, den Ukraine-Krieg zu beenden - kurz vor Ablauf eines Ultimatums am Freitag.
Witkoff reist seit Monaten anstelle von Außenminister Marco Rubio nach Russland und durch den Nahen Osten. Zwischendurch brieft er Trump im Weißen Haus. Sein Einfluss in Washington ist so groß, dass von Trumps Ukrainebeauftragtem Keith Kellogg kaum noch die Rede ist. Die Zeitschrift "The Atlantic" nennt Witkoff den "eigentlichen Außenminister" der USA und den "Spezialbeauftragten für mehr oder weniger alles". Der Immobilienunternehmer selbst nennt sich "Sonderbeauftragter des Präsidenten für Friedensmissionen".
Auf ihn wartet eine große Aufgabe: Zuletzt hatte der US-Präsident den Ton gegenüber Putin deutlich verschärft. Er nannte ihn wegen der anhaltenden Angriffe auf die Ukraine "verrückt" und beklagte: "Wir bekommen von Putin eine Menge Mist erzählt." Russland müsse "einen Deal machen, bei dem keine Leute mehr getötet werden", verlangte Trump vor Witkoffs neuer Moskau-Reise. Zwischen Februar und April hat der Sonderbeauftragte Putin nach offiziellen Angaben vier Mal getroffen. Herausgekommen ist wenig, jedenfalls nicht der von Trump angekündigte Frieden in der Ukraine.
Alles begann mit einem Sandwich
Sollte Witkoffs neue Mission scheitern, drohen russischen Verbündeten wie Indien ab Freitag Strafzölle, weil sie weiter Öl aus Russland beziehen. Als "ultimative Drohung" an Putin ließ Trump zudem zwei Atom-U-Boote Richtung Russland verlegen. Zu dem bevorstehenden Treffen gab Trump sich schmallippig. "Wir werden sehen, was passiert." Mehr Angaben machte er dazu nicht - auch nicht, wer an dem Treffen teilnimmt.
Auch wenn Witkoff in puncto Frieden bisher wenig erreicht hat, machte er Ankündigungen, die in den USA für Schlagzeilen sorgten. So handelte er im Februar in Moskau die Freilassung des US-Gefangenen Marc Fogel aus. Der Lehrer war 2021 mit medizinischem Cannabis im Gepäck in Russland festgenommen worden. Im Mai trug Witkoff mit zur Freilassung der US-israelischen Geisel Edan Alexander durch die islamistische Hamas im Gazastreifen bei.
Außenpolitische Erfahrungen hatte Witkoff nicht, als Trump ihn zum Sonderbeauftragten ernannte. Witkoff stammt wie Trump aus New York und machte sein Vermögen mit Immobilien - zunächst als Firmenanwalt, dann als Chef großer Unternehmen. 1997 gründete er die Witkoff-Gruppe. Seit fast 40 Jahren ist er mit Trump befreundet. Witkoff lernte Trump 1986 nach eigener Schilderung bei einer Zufallsbegegnung in einem Feinkostladen kennen. Er habe Trump ein Schinken-Käse-Sandwich bestellt, weil dieser kein Geld dabei gehabt habe, erzählte Witkoff.
Im vergangenen Jahr unterstützte der Immobilienunternehmer Trumps Wahlkampagne. Der US-Präsident ernannte ihn bereits vor seinem Amtsantritt im Januar zum Nahost-Gesandten, später wurde Witkoff zum "Friedensbeauftragten". Im März hatte Witkoff in einem Interview mit dem ultrarechten Podcaster Tucker Carlson noch Bewunderung für Putin durchblicken lassen. Er halte ihn nicht für einen "schlechten Kerl", sagte er. In letzter Zeit wiederholte Witkoff diese Einschätzung nicht.
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