Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im abgeriegelten Gaza-Streifen startet Deutschland zusammen mit Jordanien eine Luftbrücke zur Versorgung der Menschen mit Hilfsgütern. Bundeskanzler Friedrich Merz drohte Israel zugleich erstmals mit konkreten Maßnahmen, sollte das Land die humanitäre Lage in dem Kriegsgebiet nicht schnell verbessern. Auch US-Präsident Donald Trump forderte den Verbündeten auf, die Bevölkerung in Gaza mit Lebensmitteln zu versorgen.
„Ich möchte, dass sie dafür sorgen, dass sie das Essen bekommen. Ich will, dass sie das Essen bekommen“, entgegnete Trump bei einem Besuch in Schottland auf die Frage, was er beim nächsten Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu besprechen werde. Auf die Frage, welche Verantwortung Israel dafür trage, dass die Hilfslieferungen die Menschen in Gaza erreichen, antwortete Trump: „Israel trägt eine große Verantwortung.“
Helfer halten Luftbrücke für ineffektiv und teuer
Netanjahu erklärte derweil, sein Land werde weiterhin mit internationalen Organisationen sowie den USA und europäischen Staaten zusammenarbeiten, „um sicherzustellen, dass große Mengen humanitärer Hilfe in den Gazastreifen fließen“. Israel bestreitet, dass es im Gazastreifen eine Hungerkatastrophe gibt.
Am Sonntag ließ Israel erstmals seit Monaten die Einfuhr größerer Mengen von Hilfslieferungen zu. Nach israelischen Angaben wurden am Montag den zweiten Tag in Folge Lebensmittel abgeworfen. Deutschland will seine Luftbrücke mit Jordanien nach Merz' Worten umgehend starten.
Mit wie vielen Flugzeugen sich die Bundeswehr beteiligen wird, blieb zunächst offen. Details dürfte es heute beim Besuch des jordanischen Königs Abdullah II. in Berlin geben. Helfer halten den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft wegen der relativ geringen Mengen für ineffektiv und auch teuer, etwa im Vergleich zu Lastwagentransporten. Außerdem könnten Menschen am Boden durch die Paletten verletzt werden. „Humanitäre Hilfsgüter aus der Luft abzuwerfen ist eine sinnlose Initiative, die nach Zynismus riecht“, sagte Jean Guy Vataux, der Notfallkoordinator der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen.
Merz sagte, Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) werde den Aufbau der Luftbrücke vorbereiten und sich dabei eng mit Frankreich und Großbritannien abstimmen. Sollte Israel die humanitäre Lage nicht schnell verbessern, will Merz weitere Maßnahmen ergreifen.
Rund drei Viertel der Deutschen finden laut einer Umfrage ohnehin, dass die Bundesrepublik mehr Druck auf Israel ausüben sollte. 74 Prozent der Teilnehmer einer vom Magazin „Stern“ in Auftrag gegebenen und am Dienstag veröffentlichten Forsa-Umfrage wünschen sich eine Verschärfung des Kurses gegenüber Israel zur Beendigung des Krieges. 22 Prozent der Deutschen sind demnach nicht dieser Ansicht, vier Prozent äußerten sich nicht.
Die Umfrage zeichnet ein eindeutiges Meinungsbild je nach politischem Lager: Demnach sprechen sich Wähler der Linken mit 94 Prozent und der Grünen mit 88 Prozent am häufigsten für mehr Druck auf Israel aus. Aber auch unter den Anhängern der Regierungsparteien CDU/CSU und SPD sehen das jeweils 77 Prozent so.
Eine stärkere Ablehnung mehr diplomatischen Drucks zeigt sich bei den AfD-Wählern. Zwar sind auch unter ihnen 61 Prozent und damit die Mehrheit für einen schärferen Kurs gegenüber Israel. Immerhin 37 Prozent der AfD-Wähler lehnen mehr Druck jedoch ab.
Für die Umfrage befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für den „Stern“ und RTL Deutschland am 24. und 25. Juli 1001 Menschen.
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