Nach einem abberufenen Botschafter, geschlossenen Grenzübergängen und Verletzten durch Landminen verschärft sich der Konflikt zwischen Kambodscha und Thailand noch einmal: Beide Seiten werfen sich Beschuss vor, auch Artillerie und Kampfjets sollen im Einsatz sein.
Ein erbitterter Grenzstreit zwischen Thailand und Kambodscha ist dramatisch eskaliert. In der Grenzregion gab es beiden Ländern zufolge heftige Schusswechsel. Während die thailändische Armee betonte, kambodschanische Soldaten hätten das Feuer auf eine Militärbasis in der nordöstlichen Provinz Surin eröffnet, warf Kambodscha dem Nachbarland vor, zuerst geschossen zu haben.
Die kambodschanische Zeitung "Phnom Penh Post" sprach von einem "eklatanten Akt militärischer Aggression, der den Frieden und die Stabilität in Südostasien bedroht", und betonte, es handele sich um einen "unprovozierten Angriff auf kambodschanische Truppen." Die Zeitung "Bangkok Post" berichtete hingegen, kambodschanische Soldaten seien verantwortlich und hätten auch mit Raketenwerfern auf Thailand gezielt.
Seit der Kolonialzeit schwelt ein Streit über den genauen Verlauf der mehr als 800 Kilometer langen Grenze zwischen den beiden südostasiatischen Ländern. Es geht dabei vor allem um den Tempel Prasat Preah Vihear aus dem 10. bis 12. Jahrhundert. Das Weltkulturerbe sowie das umliegende Gebiet werden von beiden Ländern beansprucht.
Militärhauptquartiere getroffen?
Thailand soll derweil als Reaktion auf die morgendlichen Gefechte Kampfjets gegen kambodschanische Militärziele entlang der Grenze eingesetzt haben. Dabei sollen nach Angaben des örtlichen Militärkommandos zwei kambodschanische regionale Militärhauptquartiere getroffen worden sein. Eine Bestätigung aus Kambodscha gab es nicht.
Thailands Armee teilte mit, es habe sich zuvor um "gewalttätige und unmenschliche Taten der kambodschanischen Seite" gehandelt, die Raketen des Typs BM-21 auf ein Gemeindegebiet abgefeuert hätten. Dabei habe es drei Verletzte gegeben.
Berichten zufolge sollen sich Menschen in der Region teilweise in Bunkern in Sicherheit gebracht haben, nachdem lautes Artilleriefeuer zu hören gewesen sei. Auf im Internet verbreiteten Videos waren Explosionen zu sehen und laute Schussgeräusche zu hören. Laut der Zeitung "Khaosod" soll es zu Vorfällen an sechs verschiedenen Orten gekommen sein. Einer ereignete sich demnach nahe der Ruinen des bekannten Khmer-Tempels Prasat Ta Muen Thom, weitere an anderen Schlüsselpunkten des Konflikts.
Kambodschas Ministerpräsident Hun Manet schrieb auf Facebook: "Kambodscha hat sich stets für eine friedliche Lösung von Problemen eingesetzt, doch in diesem Fall haben wir keine andere Wahl, als mit bewaffneten Streitkräften auf bewaffnete Aggressionen zu reagieren."
Bangkok: Thailänder sollen Kambodscha verlassen
Erst kurz zuvor hatten beide Länder erklärt, ihre diplomatischen Beziehungen herabzustufen. Thailand rief seinen Botschafter aus Phnom Penh zurück und wies gleichzeitig den kambodschanischen Botschafter aus. Thailands Botschaft in Kambodscha empfahl thailändischen Staatsangehörigen, die sich dauerhaft oder vorübergehend in Kambodscha aufhalten und deren Aufenthalt nicht zwingend erforderlich ist, das Land so schnell wie möglich zu verlassen - "soweit dies sicher möglich ist".
Zuletzt war der Disput eskaliert, nachdem es bereits Ende Mai zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen war. Dabei war ein kambodschanischer Soldat getötet worden. Ende Juni hatte Thailand die Grenzübergänge in sechs Provinzen geschlossen. Kambodscha hat wegen des Konflikts für 2026 die Einführung einer Wehrpflicht angekündigt.
Erst am Mittwoch waren mehrere thailändische Soldaten durch die Explosion von Landminen in der umstrittenen Region verletzt worden. Einer verlor der Armee zufolge ein Bein. Thailand wirft dem Nachbarland vor, die Minen erst kürzlich verlegt zu haben.
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