Was mit einem harmlos wirkenden Spiel um Bären und Bienen beginnt, endet für russische Jugendliche in der Produktion von Kriegswaffen. Ein Bericht deckt auf, wie Behörden Wettbewerbe unter Schulkindern nutzen, um die heimische Drohnenindustrie zu stärken.

Russische Behörden beziehen Schulkinder systematisch in die Entwicklung und Erprobung von Drohnen für den Angriffskrieg in der Ukraine mit ein. Wie das russische Oppositionsmedium "The Insider" berichtet, beginnt das System bei landesweiten Wettbewerben um harmlos erscheinende Videospiele und endet damit, dass die talentiertesten Schüler in Rüstungsunternehmen Drohnen entwerfen und bauen.

"Die Jugendlichen sind aktiv an der Modellierung von Systemkomponenten für verschiedene Drohnen beteiligt", sagte einer der beteiligten Jugendlichen dem Medium. "Ich kenne zumindest mehrere Personen, die unbemannte Luftfahrzeuge für große Unternehmen modelliert haben." Die Reporter des Exil-Mediums gaben sich in den Gesprächen mit den Jugendlichen als Reporter von staatlich kontrollierten Medien aus.

Das System hat seinen Anfang demnach bei einem Videospiel namens Berloga. Das Spiel, das 2022 auf den Markt kam, handelt von "intelligenten Bären", die sich gegen Bienenschwärme verteidigen müssen, wobei sie manchmal Drohnen einsetzen, um diese zu vertreiben. Der Clou: Erfolge in dem Spiel, das von Hunderttausenden jungen Russen gespielt werden soll, kann zu zusätzlichen Punkten bei Prüfungen in der Schule führen.

Farbenfrohes Drohnentraining

Ein Blick auf die Website verrät: Das kostenlose Spiel im unschuldigen und farbenfrohen Comic-Look wird als realistische "Drohnenakademie" vermarktet. So soll das Game über "Ingenieurbären" den Schulkindern beibringen, wie Programmierer zu denken und sie in verschiedene Technologiebereiche einführen. Im offiziellen Trailer auf der Steam-Seite des Spiels steht ein jugendlicher Russe im Fokus, der zuerst die bunten Spielwelten per Controller erkundet, später im echten Leben eine Drohne umherfliegt und dann zuletzt in einem Labor bei der Arbeit an Drohnenplatinen gezeigt wird.

Wer in dem Kampf gegen die digitalen Bienen Talent zeigt, wird zu den "Big Challenges" eingeladen, einer Reihe von Wettbewerben. In der Endrunde bearbeiten laut Bericht mehr als 430 Gymnasiasten aus ganz Russland Probleme in zwölf Themenbereichen, von Genetik und Biomedizin bis zu moderner Energie. Die Veranstaltung wird von Putins enger Mitarbeiterin Jelena Schmelewa organisiert.

Erfolg wird mit Stipendien belohnt

Wer sich bei den "Big Challenges" richtig gut schlägt, erhält neben Bonuspunkten für Uni-Bewerbungen auch Stipendien oder Praktika bei Partnerunternehmen. Laut Schmelewa helfen die Wettbewerbe bei der Suche "nach talentierten jungen Mitarbeitern, die noch in der Schule sind". Viele dieser Partnerfirmen unterhalten laut Bericht direkte Verbindungen zum russischen Verteidigungssektor. Die jungen Wettbewerbsteilnehmer entwerfen für die Unternehmen Produkte, die günstig sind und auf einheimischen Komponenten funktionieren - ganz nach Putins Maxime der technologischen Unabhängigkeit.

Die Teilnehmer der "Big Challenges" erzählten dem "Insider", dass sie darauf trainiert wurden, die militärischen Zwecke ihrer Projekte zu verschleiern, indem sie zivile Anwendungen erfanden, wenn sie diese den Richtern präsentierten. Als die Schüler ihr Projekt in der Endrunde verteidigten, sei es verboten gewesen, zu erwähnen, dass es für den Krieg gebraucht wurde. "Ein Projekt muss immer einen doppelten Zweck haben, besonders wenn man ein Schüler ist", sagte einer der Jugendlichen.

Die Talente der jungen Russen sollen jedoch nicht nur für die Produktion verwendet werden: Laut Bericht hat beispielsweise ein 13-Jähriger in einer staatlichen Einrichtung russische Soldaten in der Bedienung von Drohnen ausgebildet.

Und auch in die harte Handarbeit der Drohnenproduktion sind Teenager involviert. In einem Kreml-Propagandavideo, das vor Kurzem erschien, sind Jugendliche zu sehen, die in einem Industriekomplex Geran-2-Drohnen - Russlands lokale Variante der Kampfdrohnen vom Typ Shahed - zusammenbauten. Genau diese Shahed-Drohnen sind es, mit denen Russland immer wieder nächtliche Angriffe auf große ukrainische Städte durchführt, bei denen regelmäßig Zivilisten sterben.

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