Der Bundestag ist in der Sommerpause, doch die Debatte um die abgesagte Richterwahl für das Bundesverfassungsgericht geht weiter. Führende Unionspolitiker fordern einen Rückzug der Juristin Brosius-Gersdorf. Doch die Deutschen sind mehrheitlich anderer Meinung - sogar die Wähler von CDU und CSU.

Entgegen den Forderungen mehrerer Unions-Politiker spricht sich eine Mehrheit der Deutschen gegen einen Rückzug von Frauke Brosius-Gersdorf als Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht aus. 57 Prozent lehnen laut einer Forsa-Umfrage für den "Stern" ihren Verzicht ab. 24 Prozent sind dagegen der Meinung, dass sich die Professorin freiwillig zurückziehen sollte. 19 Prozent äußern sich nicht.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte dem "Stern" kürzlich gesagt, dass er "kaum mehr eine Möglichkeit" für eine Wahl Brosius-Gersdorfs sehe. Es gebe durch die politische Debatte eine Art "Befangenheit" bei der Personalie, die dem Gericht schaden könne. Allerdings sehen das Anhänger von CDU und CSU laut Umfrage anders: Selbst unter ihnen sind nur 23 Prozent für einen Rückzug der Juristin, 59 Prozent lehnen diesen Schritt dagegen ab.

Große Mehrheiten gegen einen Rückzug gibt es bei den Wählern der SPD, die Brosius-Gersdorf vorgeschlagen hatte: 82 Prozent von ihnen sind gegen einen Verzicht auf die Kandidatur. Bei den Grünen äußern sich 84 Prozent entsprechend, bei der Linken 74 Prozent. Dagegen sprechen sich 55 Prozent der AfD-Anhänger für einen Rückzug der Juristin aus, 28 sind hier dagegen.

Frauen unterstützen Brosius-Gersdorf

Rückhalt erhält Brosius-Gersdorf zudem von Frauen: 60 Prozent von ihnen wünschen sich, dass sie weiterhin für einen Sitz im höchsten deutschen Gericht kandidiert. Bei den Männern sind es mit 54 Prozent etwas weniger, aber nach wie vor eine Mehrheit.

Noch gibt es in dem Streit keine Lösung zwischen Union und SPD. Die Sozialdemokraten halten an der Kandidatur fest. So forderte Parteichef Lars Klingbeil eine Neuansetzung der Richterwahl im Bundestag. Die Bedenken seitens der Union gegen Brosius-Gersdorf wegen angeblicher Plagiatsvorwürfe seien ausgeräumt. Für Klingbeil ist es "eine prinzipielle Frage, ob man dem Druck von rechten Netzwerken nachgibt, die eine hoch qualifizierte Frau diffamiert haben".

Eigentlich sollten Brosius-Gersdorf und zwei weitere Richter am 11. Juli vom Bundestag in das Bundesverfassungsgericht gewählt werden. Alle drei hatten bereits die nötige Zweidrittel-Mehrheit im Richterwahlausschuss erhalten, auch mit Stimmen von CDU und CSU. Die Abstimmung im Parlament wurde dann aber kurzfristig abgesagt. Aus der Unionsfraktion hatte sich Widerstand gegen die Juristin formiert - der beruhte etwa auf am Vortag aufgetauchten Plagiatsvorwürfen, die inzwischen ausgeräumt sind. Brosius-Gersdorf selbst wehrte sich gegen Vorwürfe, sie sei linksradikal.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für den "Stern" und RTL Deutschland am 17. und 18. Juli telefonisch erhoben. Datenbasis: 1000 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.

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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.

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