Horst Seehofer war nicht nur CSU-Chef und Ministerpräsident, sondern auch 28 Jahre lang Bundestagsabgeordneter. Zur geplatzten Richterwahl hat er eine eigene Meinung.

Der frühere CSU-Chef und langjährige Bundestagsabgeordnete Horst Seehofer hätte der SPD-Verfassungsgerichtskandidatin Frauke Brosius-Gersdorf seine Stimme im Parlament gegeben. Der "Augsburger Allgemeinen" sagte der ehemalige bayerische Ministerpräsident: "Wenn die gesamte Führung von CDU und CSU einem Abgeordneten die Wahl empfiehlt, so wie geschehen, hätte ich sie gewählt."

Die Union hatte die SPD-Kandidatin im Richterwahlausschuss mit nominiert, die Unionsfraktionsführung hatte sich für ihre Wahl ausgesprochen. Die Wahlen von Brosius-Gersdorf und zweier weiterer neuer Richter für Karlsruhe waren dann kurzfristig von der Tagesordnung abgesetzt worden, weil der Druck gegen die Potsdamer Staatsrechtlerin in der Union zu groß geworden war und die Fraktionsführung die mit dem Koalitionspartner verabredete Unterstützung nicht mehr garantieren konnte.

Union schiebt Verantwortung auf Kandidatin

Eine Lösung in dem Streit ist derzeit nicht in Sicht. Die SPD hält an ihr fest. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte dem "Stern" gesagt, dass er "kaum mehr eine Möglichkeit" für eine Wahl Brosius-Gersdorfs sehe. Es gebe durch die politische Debatte eine Art "Befangenheit" bei der Personalie, die dem Gericht schaden könne. Mit Blick auf die SPD sagte er: "Mit dem Kopf durch die Wand zu gehen - da ist die Wand am Ende stärker."

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt legte der Juristin indirekt einen Verzicht auf ihre Kandidatur nahe. In der "Augsburger Allgemeinen" hatte der CSU-Politiker deutlich gemacht, dass die Potsdamer Professorin bei einer Abstimmung in der vergangenen Woche nach seiner Einschätzung keine Aussicht auf eine Mehrheit gehabt hätte. "Frau Brosius-Gersdorf macht sich bestimmt Gedanken, wie sie mit dieser Situation umgeht", sagte Dobrindt auf die Frage, wie es nun weitergehe. "Als Bewerberin für eine Position im Verfassungsgericht hat man wohl kaum die Intention, die Polarisierung in der Gesellschaft weiter zu befördern."

Entscheidung nicht der Länderkammer überlassen

Sollte der Bundestag sich nicht über die Richter-Nachbesetzungen einigen können, geht die Entscheidung an den Bundesrat über. Davon hält Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour nichts. "So aufgeladen wie die politische Stimmung derzeit ist, wird es im Bundesrat nicht zwingend besser. Darüber hinaus wäre dies ein fatales Signal hinsichtlich der Handlungsfähigkeit des Bundestages", sagte der Grünen-Politiker dem "Handelsblatt".

Der Linke-Politiker Gregor Gysi äußerte im "Reutlinger General Anzeiger" die Hoffnung, "dass die SPD hart bleibt und zu ihrer Kandidatin steht". Gysi warnte: "Sonst macht man die Tür auf, dass künftig immer CDU und CSU über die Besetzung der von der SPD nominierten Verfassungsrichter entscheiden."

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