Immer mehr Menschen kommen übers Mittelmeer von Libyen aus auf der griechischen Insel Kreta an. Die EU scheitert mit dem Versuch, zwischen beiden Ländern zu vermitteln. Deshalb greift Athen zu radikaleren Maßnahmen.

Die griechische Regierung will für mindestens drei Monate keine Asylanträge für Migranten mehr bearbeiten, die das Land von Libyen aus über den Seeweg erreichen. Migranten, die derzeit in großer Zahl auf der Insel Kreta ankommen, sollen zudem festgesetzt werden, wie Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis im Parlament ankündigte, ohne weitere Details zu nennen. Die Europäische Kommission sei informiert worden. Am Donnerstag soll eine entsprechende gesetzliche Neuregelung beschlossen werden.

Am Dienstag war ein Versuch der EU-Kommission gescheitert, in Libyen Gespräche mit Vertretern der beiden verfeindeten Regierungen im Westen sowie im Osten des Landes zu führen. Die von Migrationskommissar Magnus Brunner angeführte Delegation musste ihre Reise vorzeitig abbrechen. "Die geplanten Treffen in Bengasi konnten letztlich nicht stattfinden", teilte Brunner auf X mit. Ein Kommissionssprecher nannte als Grund "protokollarische Probleme". Die Ost-Regierung warf der Delegation vor, nach Ankunft in Bengasi gegen "diplomatische Regeln" verstoßen zu haben und ohne Erlaubnis eingereist zu sein.

Als Transitland für Migranten auf dem Weg nach Europa steht Libyen seit Langem im Fokus der Bemühungen der Europäer, die Migration einzudämmen. Doch in dem Land brach nach dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg aus und bis heute kämpfen unzählige Milizen und die zwei verfeindeten Regierungen um Macht und Einfluss. Im Westen sitzt Ministerpräsident Abdul Hamid Dbeibah, im Osten Regierungschef Osama Hammad, der vom abtrünnigen General Chalifa Haftar unterstützt wird.

Derzeit erreichen täglich Hunderte Migranten aus Libyen Kreta mit Booten. In den vergangenen zwei Tagen wurden von der Küstenwache rund 2000 Ankünfte gemeldet. Weitere 520 Migranten erreichten Kreta demnach in der Nacht. Kreta ist schlecht auf die vielen Menschen vorbereitet. Die Migranten müssten in den Häfen der Mittelmeerinsel unter der prallen Sonne oder in Lagerhallen ausharren, bevor sie in kleineren Gruppen aufs Festland gebracht werden, berichteten kretische Medien.

Mittlerweile wird die Zahl der in diesem Jahr auf Kreta angekommenen Migranten aus Libyen auf knapp 10.000 geschätzt. Das entspricht einer Steigerung von 350 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Behörden versuchen, die Menschen zu registrieren. Mehr als die Hälfte der Ankömmlinge seien junge Männer, die hauptsächlich aus dem Sudan stammten, berichteten kretische Medien unter Berufung auf die Polizei.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke