Er ist ein aufsteigender Stern in der europäischen rechtsextremen Szene: der irische YouTuber und Publizist Keith Woods, bürgerlich Keith O’Brien. Nun war der antisemitische Nationalist im Brandenburger Landtag zu Gast – auf Einladung von zwei AfD-Abgeordneten. Die Vize-Fraktionschefin der Brandenburger AfD, Lena Kotré, und der landwirtschaftspolitische Sprecher Fabian Jank haben Woods am vergangenen Dienstag in Potsdam empfangen.
„Uns eint der Wunsch nach einer großen Remigrationsbewegung“, schrieb Kotré zu dem Treffen auf X. „Es war mir eine Ehre, den irischen Nationalisten und Autor Keith Woods zu begrüßen“, schrieb Jank.
Der Mann, mit dem sich die AfD-Landtagsabgeordneten in Potsdam vernetzten, fällt seit Jahren immer wieder mit antisemitischen Äußerungen auf. Er hasst Israel und ist bestens vernetzt mit international bekannten Holocaust-Leugnern und Neonazis. Er schrieb sich selbst erst im Juni 2025 einen „ethnischen, rassischen Nationalismus“ zu. 2023 war er der Initiator der Kampagne #BanTheADL, die sich für eine Verbannung der Anti-Defamation League von Twitter (heute X) einsetzte, einer amerikanischen Organisation, die sich dem Kampf gegen Antisemitismus verschrieben hat. In diesem Zusammenhang interagierte mehrfach der US-Unternehmer Elon Musk mit Woods – und sorgte damit für ein starkes Anwachsen von dessen Follower-Zahl, die heute bei mehr als 230.000 liegt.
Der irische Rechtsextremist ist etwa davon überzeugt, dass Juden zu viel Macht hätten. Im April 2023 verbreitete er etwa auf Telegram Nachrichten von einer angeblich jüdischen Kontrolle über die westliche Außenpolitik, sprach von einem angeblich enormen Einfluss jüdischer Manager beim Wrestling-Vermarkter WWE und schrieb, die Direktoren der staatlichen irischen Rundfunkanstalt sowie des britischen Fernsehsenders BBC seien Juden. Im Dezember 2023 beklagte er eine angeblich „jüdische Überrepräsentation“ bei Mitarbeitern des US-Fernsehsenders CNN. Immer wieder schreibt er von „jüdischer Macht“. Es gebe eine Strategie, „die Diskussion über die jüdische Macht zum Schweigen zu bringen“, schrieb er etwa im März 2025. „Die jüdische Macht ist real.“
Israels Regierung als „blutrünstige Psychopathen“
Die angebliche Macht von Juden über Politik, Wirtschaft und Kultur ist ein jahrhundertealter antisemitischer Verschwörungsmythos, der immer wieder genutzt wird, um Hass gegen Juden zu schüren und zu rechtfertigen. Über angeblich „jüdische Macht“ sprach Woods auch im August 2024 in einem gemeinsamen Podcast mit dem prominenten Holocaust-Leugner Nick Fuentes. Fuentes behauptete etwa im März 2023, der Holocaust sei „übertrieben“ und es gebe eine „jüdische Verschwörung“. Bereits damals traten Woods und Fuentes gemeinsam auf. Im Januar 2023 hatte Fuentes Adolf Hitler als „richtig coolen Typen“ bezeichnet.
Der von den AfD-Abgeordneten Kotré und Jank eingeladene Keith Woods ist nicht nur mit Fuentes, sondern auch mit weiteren Holocaust-Leugnern und Neonazis verbunden. Im Dezember 2023 veröffentlichte Woods etwa einen gemeinsamen Podcast mit dem US-Unternehmer Ron Unz, der 2018 behauptete, Juden seien „die größten Massenmörder des 20. Jahrhunderts“ und es sei wahrscheinlich, „dass die übliche Holocaust-Erzählung zumindest im Wesentlichen falsch ist und sehr wahrscheinlich sogar fast vollständig“. Ebenfalls im Jahr 2023 teilte Woods ein Posting der amerikanischen Neonazi-Partei „National Justice Party“, das sich gegen jüdische Organisationen richtete, die Hassreden im Internet kritisiert hatten. Woods war zudem mehrfach Gast bei Livestreams des Neonazis Richard B. Spencer.
Woods selbst bezeichnete den Holocaust im Mai 2023 als „Schreckgespenst“, von dem seit 1945 „alles geprägt“ sei. Immer wieder fällt er zudem mit Hass auf den jüdischen Staat auf. Im Oktober 2024 bezeichnete er die israelische Regierung etwa als „blutrünstige Psychopathen“. Das Stereotyp blutrünstiger Juden ist jahrhundertealt. „Israel sollte auf der Weltbühne wie ein Paria-Staat behandelt werden“, hatte er bereits ein Jahr zuvor gefordert. Israel sei ein „Zufluchtsort für Pädophile“. Nach dem genozidalen Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 behauptete der spätere Gast der Brandenburger AfD-Abgeordneten, es gebe keine Beweise von massenhaften Vergewaltigungen – und die meisten an diesem Tag getöteten Zivilisten seien keine Opfer der Hamas, sondern Opfer der israelischen Armee gewesen.
WELT AM SONNTAG wollte von Lena Kotré und Fabian Jank wissen, wie sie die genannten Äußerungen ihres Gastes bewerten und ob ihnen bekannt war, dass ihr Gast eng mit mehreren Holocaust-Leugnern vernetzt und immer wieder mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen ist. Beide ließen eine Anfrage unbeantwortet. Kotré hatte am Mittwoch auf X über das Treffen mit Woods geschrieben, der „Wunsch nach einer Umkehr der Einwanderung in unsere Länder“ sei international spürbar. „Die internationale Zusammenarbeit hat längst Fahrt aufgenommen.“
Politikredakteur Frederik Schindler berichtet für WELT über die AfD, Islamismus, Antisemitismus und Justiz-Themen. Im September erscheint im Herder-Verlag sein Buch über den AfD-Politiker Björn Höcke. Zweiwöchentlich erscheint seine Kolumne „Gegenrede“.
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