Berlin plant ab Sommer ein Waffen- und Messerverbot im Nahverkehr. Bernd Siggelkow, Gründer des Hilfswerks Arche, kritisierte die Maßnahme als unzureichend und fordert bessere Aufklärung, Prävention und mehr Sicherheit, um Gewalt zu verhindern.

In einer Videobotschaft hob er vergangene Woche hervor, dass lebensbedrohliche Messerattacken häufig Jugendliche betreffen, die keine Zukunftsperspektive sehen. Für großes Aufsehen sorgte seine Warnung davor, dass im eigenen Land ein Krieg ausbreche, „wenn unterschiedliche Kulturen aufeinanderstoßen, die sich nicht mehr verstehen“.

Im Gespräch mit WELT TV erläutert Siggelkow nun die Gefahrenpotenziale für die Gesellschaft.

WELT: Sie warnen davor, dass im eigenen Land ein Krieg ausbreche, wenn unterschiedliche Kulturen aufeinanderstoßen, die sich nicht mehr verstehen. Erleben wir die Vorboten bereits?

Siggelkow: Wir haben eine erhöhte Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen und Kindern. Das hat die neue Kriminalstatistik gezeigt. Vor allem, dass junge Leute keine Perspektiven mehr sehen – und es viele Flüchtlinge aus Herkunftsländern gibt, die mit Messern herumlaufen, weil dies als Statussymbol gilt. Andere wiederum schützen sich. Deswegen haben wir immer mehr Messerattacken in Deutschland: 79 am Tag. Wir müssen aufpassen, dass junge Leute nicht zu schnell übergriffig werden.

WELT: Sie haben es angedeutet: In bestimmten Kulturen ist die Gewalt die Antwort auf Probleme. Das sind meist Bürgerkriegsgesellschaften oder patriarchalische Strukturen. Und sogar Polizei und Rettungskräfte werden mittlerweile hier in Deutschland angegriffen. Wo soll man da überhaupt ansetzen?

Siggelkow: Natürlich bei den Jugendlichen. Zunächst ist die Sprache wichtig, so dass man die Leute nicht in ihrer Subkultur lässt. Dass Gettos geschaffen werden, in denen sie alle unter sich sind – und wo schon häufig mit der Muttermilch bestimmte religiöse Dinge eingeflößt werden, die man nicht herausbekommt, wenn man den Horizont dieser jungen Menschen nicht erweitert. Und natürlich muss es auch Rahmen und Regeln geben. Und die setzen wir nicht unbedingt ein, indem wir sagen: ‚Okay, wir haben Multikulti‘.

Wir brauchen klare Regeln, wir brauchen eine klare Sicherheit. Es ist natürlich schade und traurig zugleich, wenn wir heute an den Freibädern und an öffentlichen Plätzen noch mehr Security einsetzen müssen, um aufzupassen, dass das nicht eskaliert, was wir unkontrolliert auch ins Land gelassen haben.

Denn wir haben eine Verantwortung für die Menschen, die schon hier sind. Ihnen müssen wir eine Infrastruktur bieten. Ansonsten entsteht ein Vakuum. Und das wird eben mit etwas gefüllt. Das kann Gewalt sein. Das können sexuelle Übergriffe sein. Das können auch kulturelle Konflikte sein.

WELT: Ist aber nicht auch vielleicht ein Problem, dass es keine ausreichenden Strafen gibt. Wir sehen das bei vielen Straftätern, bei denen herauskommt, dass sie bereits eine Strafakte mit 20 Einträgen hatten. Passiert ist gar nichts, außer ein paar Worten. Also warum schafft man es nicht, da auch wirklich hart durchzugreifen?

Siggelkow: Also ich würde mal vorsichtig sagen: ‚Im Kittchen ist kein Zimmer frei.‘ Es gibt viel zu viele Delikte heute. Es gibt zu viele junge Leute, die etwas anstellen. Es ist ja auch schon eine Mutprobe, heute etwas zu machen, weil man in der Regel weiß, die Polizei macht zwar eine Anzeige, aber es dauert sehr lange, bis es bei der Staatsanwaltschaft landet. Und häufig ist der Polizei auch die Hände gebunden.

Einerseits hat der Lehrer kaum ein Ansehen, andererseits hat die Polizei kaum ein Ansehen. Und vielleicht müssen wir in diesem Sicherheitsbereich mehr justieren. Das heißt jetzt nicht, dass jeder Migrant oder jeder geflüchtete Mensch ein Schwerverbrecher ist. Aber es sind einfach zu viele Einzelfälle.

Wir erleben das in unserer eigenen Einrichtung. Häufig gehen Mädchen mit Messern abends nach Hause, um sich selbst zu schützen. Wir erleben auch, dass die Gewaltbereitschaft immer schneller steigt. Früher sagte man: ‚Ich hau‘ dir aufs Maul‘. Heute zieht man das Messer und sticht zu. Das kann nicht sein. Deswegen muss man besser hinschauen und besser agieren.

WELT: Ist das mit der schieren Masse der jungen Leute überhaupt zu schaffen? Oder müssten wir nicht einfach die Migrationspolitik generell so begrenzen, dass einfach nicht mehr so viele Menschen nachkommen?

Siggelkow: Ich kann in einem Krankenhaus, in dem es 50 Betten gibt, keine 5000 Menschen aufnehmen. Das ist unser Problem: Wir sagen immer, wir sind ein Einwanderungsland, aber wir haben auch eine Verantwortung für die Menschen, die hier sind, die hier Schutz suchen und die jetzt jahrelang in Asylheimen wohnen.

Alleine am Flughafen Tegel gibt es 800 Kinder, die nicht zur Schule gehen. Davon sind alleine 300 syrische Kinder. Diese Kinder bleiben in der Regel in ihrer Subkultur. Die erleben keine anderen Menschen, die ihren Horizont erweitern, die ihnen zeigen, dass es andere Kulturen gibt und dass das Zusammenleben funktioniert.

Margot Friedländer sagte einmal: ‚Es gibt kein jüdisches, kein muslimisches und kein christliches Blut. Es gibt nur ein Blut‘, aber wenn von vornherein ein Feindbild entsteht, weil es immer mehr Hassprediger gibt, die über TikTok-Kanäle die jungen Leute beeinflussen und sagen, ihr seid in ein Land gekommen und die machen das nicht, was sie euch versprochen haben, dann müssen wir uns natürlich auch nicht wundern.

Daher müssen wir an den Grenzen besser hinschauen. Wir können nicht mehr so viele Menschen aufnehmen, bevor wir die Infrastruktur hergestellt haben, denn wir haben nicht genug Wohnraum, wir haben nicht genug Schulplätze, wir haben nicht genug Kitas und wir haben vor allem nicht genug Sicherheitsbeamte und wir haben nicht genug Beamte an den Grenzen.

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