Am Morgen verkündet Donald Trump eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran. Wie sieht nach jetzigem Stand die Bilanz aus? Netanjahu auf der Siegerstraße, die Mullahs gedemütigt und weiter voller Hass. Fünf Lehren nach zwölf Tagen Krieg.

Netanjahu ist der Gewinner des Krieges

Es war ein Alleingang, der selbst den US-Präsidenten überrumpelte. Vor zwölf Tagen ließ Israels Premier Benjamin Netanjahu 100 Kampfjets gegen den Iran aufsteigen. Donald Trump soll noch versucht haben, ihn von diesem Militärschlag abzubringen, aber sein Freund "Bibi" war uneinsichtig und bereits in der Spur.

Doch bei aller Unwilligkeit Trumps, sich in Kriege einzumischen, die tausende Kilometer entfernt toben, ist Israel für die USA ein anderer Schnack. So alt wie der Judenstaat selbst ist die Verbindung, bei einer großen Bevölkerungsgruppe von israelisch-amerikanischen Doppelstaatlern in beiden Ländern. Wenn Israel Unterstützung braucht, kann selbst ein Isolationist wie Donald Trump nicht sagen "Mir doch wurscht". Darauf konnte Bibi setzen.

So kamen die USA dem kämpfenden Israel schon bald mit Material zu Hilfe. 20.000 Vampire-Flugabwehrraketen, eigentlich für die Ukraine bestimmt, wurden Richtung Nahost umgeleitet. Doch so erfolgreich das recht kleine Israel gegen den viel größeren Iran vorging, bekannte es zugleich freimütig: Ein Ausschalten des iranischen Atomprogramms liegt jenseits israelischer Fähigkeiten.

Schwer zu sagen, wie sehr Netanjahu den US-Präsidenten moralisch unter Druck gesetzt hat. Von den Bildschirmwänden in Tel Aviv, die in großen Lettern drängten, "Mr. President, Finish the job", wird Trump womöglich auch erfahren haben. Von der klaren Ablehnung einer US-Beteiligung nahm das Weiße Haus jedenfalls recht schnell Abstand. Und von den angekündigten zwei Wochen Bedenkzeit brauchte der Präsident nicht mal 24 Stunden, um zu entscheiden, dass jetzt die Tarnkappenbomber aufsteigen würden.

Schlussendlich hat Netanjahu einen Durchmarsch gemacht und kalkuliert, dass Trump schon aufspringen werde. Exakt so ist es gekommen. Das iranische Atomprogramm ist mindestens um Jahre zurückgeworfen, die Bedrohung für Israel damit gemildert. Jerusalem hat demonstriert, dass der Iran seinem verhassten Erzfeind derzeit militärisch nicht das Wasser reichen kann. Noch hat Israel keinen Sieg eingefahren, aber Netanjahu schon.

Der Iran ist als militärischer Scheinriese entlarvt

Der Angriff Israels auf den Iran - zunächst erschien er als eine Willkürentscheidung, irgendwo zwischen Kühnheit und Kamikaze. Schließlich lief der Angriff parallel zum derzeit massiven Einsatz der israelischen Streitkräfte (IDF) im Gazastreifen. Eine Überdehnung der Truppen drohte von Tag 1 an, eine Übersättigung der israelischen Luftverteidigung ebenfalls, wenn Teheran auf den Angriff machtvoll antworten würde.

Tatsächlich zwangen die iranischen Gegenschläge die israelische Bevölkerung in den Ausnahmezustand. Immer wieder forderten Raketeneinschläge zivile Todesopfer. Aber nicht, weil die Revolutionsgarden es geschafft hätten, Israels Fliegerabwehr dauerhaft zu überfordern, sondern weil sie direkt und immer wieder zivile Ziele attackierten. Tatsächlich nahm die Zahl der iranischen Raketen recht schnell ab.

Denn die israelische Luftwaffe hatte gleich zu Beginn des Kriegs präzise Angriffe auf iranische Abschussbasen geflogen. Das schwächte schon früh die iranischen Fähigkeiten. Zusätzlich nahmen die Israelis die iranische Luftverteidigung ins Visier - mit eingeschleusten Kräften vom Iran aus gegen den Iran. Die Gegenwehr war schwach. Schon nach wenigen Tagen konnte Jerusalem vermelden: Lufthoheit über Iran erlangt.

In der Vergangenheit hatte Teheran immer auf seine Vasallen gesetzt - die Hisbollah im Libanon, die jemenitischen Huthis, auch die Hamas im Gazastreifen gehörte zur Achse des Bösen. Doch wenn die Stellvertreter Irans nicht handlungsfähig sind, steht der Iran plötzlich deutlich schwächer da. Und wenn der Iran deutlich schwächer dasteht als gedacht, dann motiviert das seine Vasallen nicht, sich stark zu engagieren. So hat Teheran zwar noch Kraft und auch Raketen im Depot, doch Überlegenheit gegenüber den IDF wird man damit kaum erlangen. Militärisch ist der Iran als Scheinriese entlarvt.

Wenn es ums eigene Überleben geht, knicken auch die Mullahs ein

Zumindest sieht es so aus, wenn man davon ausgehen darf, dass die letzte Meldung immer die gültige ist. Noch am Nachmittag hieß es aus Teheran, man werde am Atomprogramm ohne Unterbrechung weiterarbeiten. Am Abend nun kommen andere Signale. Irans Präsident Massud Peseschkian kündigt an, das Land sei zu Verhandlungen bereit.

Massud wer? Genau. Peseschkian ist ein Präsident von Mullahs Gnaden. Wirklichen Einfluss hat er nicht. Immerhin wird er nun offenbar vorgeschickt, um eine gewisse Bereitschaft zum Einlenken zu zeigen. Dem wirklichen Machthaber, Ajatollah Chamenei, und seiner fanatisch-religiösen Entourage wurde es offenbar doch zu heiß. So groß ist der Wunsch am Ende nicht, als Märtyrer für Allahs Sache zu sterben. Dann lenkt man lieber ein, bleibt nicht nur am Leben, sondern vermutlich auch bis auf weiteres an der Macht.

Waffenruhe wird nicht auf Truth Social geschlossen

Aus Sicht Donald Trumps klang es fast zu schön, um wahr zu sein. In Großbuchstaben, wie er es gern macht, postete der US-Präsident seinen ersten Erfolg als geopolitischer Dealmaker. "Die Welt und der Nahe Osten sind die echten GEWINNER! Beide Nationen werden gewaltige LIEBE, FRIEDEN und WOHLSTAND in der Zukunft erleben."

Doch schon kurz danach passierte, was so oft passiert, wenn eigentlich die Waffen schweigen sollten, zumal in Nahost . Eine Seite meldet Angriffe von der anderen Seite, verurteilt den Bruch der Waffenruhe, um anschließend dasselbe zu tun - man muss schließlich antworten, um das letzte Wort zu haben.

So schnell waren Israel und der Iran in ihren Kriegsmodus zurückgekehrt, so offensichtlich ignorierten sie Trumps Einträge, die immer mehr Großbuchstaben enthielten ("ISRAEL. SCHMEISST NICHT DIESE BOMBEN AB. WENN IHR DAS TUT, IST ES EINE STARKE VERLETZUNG. BRINGT EURE PILOTEN NACH HAUSE, JETZT!"), dass Trump schließlich gegenüber Reportern außer sich geriet. "Letztlich haben wir zwei Länder, die schon so lange und hart kämpfen, dass sie nicht mehr wissen, was sie verfxxxx nochmal tun ."

Am Abend nun lenkten beide Seiten ein, doch diese Übereinkunft ist kaum mehr wert als ein Social Media Post. Der Hass des Teheraner Regimes auf Israel ist ungebrochen und ungebrochen ist seine Macht im Staat. Die Feindschaft wird also andauern, und damit bleibt auch die Bedrohung für Israel bestehen. Fanatiker lassen sich nicht vom Frieden überzeugen.

Verlierer sind die Hungernden in Gaza

Augen und Ohren der Weltöffentlichkeit sind schnell da, wo etwas passiert, aber noch schneller wieder weg. Gerade hatten sich mehrere westliche Staaten zu harscher Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza durchgerungen, da wanderte ihr Fokus weg von Hunger, Leid und Tod im Küstenstreifen, hin zum neuen Kriegsschauplatz - nach Teheran.

Für den Moment kann Bibi Netanjahu nun einen militärischen Erfolg einfahren. Die Fliegerabwehr Irans, die Zahl seiner ballistischen Raketen und Abschussrampen - alles massiv dezimiert und geschwächt, und schließlich sogar das bedrohliche, verdeckte Atomprogramm. Die israelische Regierung rühmt sich, alle Ziele "und noch viel mehr" erreicht zu haben.

Das bedeutet enormen Auftrieb für Premier Netanjahu, der schon so oft angezählt schien, dass mancher den Überblick verliert. Es bedeutet mehr Vertrauen von Seiten der Israelis, weniger Proteste, leichteres Spiel für ihn und sein kriegsverbrecherisches Treiben im Gazastreifen. Wenn im Krieg zwischen Iran und Israel nun erstmal Waffen-Ruhe einkehrt, könnte die Weltöffentlichkeit Gaza wieder in den Blick nehmen. Sicher ist das nicht, und der Einfluss von Kritikern auf einen vom Erfolg berauschten Netanjahu liegt wohl unterhalb der Wahrnehmungsgrenze.

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