Israel operiert nahezu ungehindert im iranischen Luftraum - doch wie genau gelangen die Kampfjets dorthin? Der kürzeste Weg führt über Jordanien und den Irak, doch offizielle Bestätigungen fehlen. Experten haben noch eine alternative Variante im Blick.
Bereits einen Tag nach Beginn des Großangriffs auf den Iran verfügte Israel nach eigenen Angaben über die Lufthoheit bis nach Teheran. Doch zwischen Israel und Teheran liegen nicht nur 1500 Kilometer Flugweg, sondern auch Staaten, welche die Angriffe Israels zumindest offiziell verurteilen, wie etwa Jordanien oder der Irak. Ignoriert Israel dies einfach? Oder nutzt es andere Routen zum Ziel?
Israel setzt über dem Iran seine F-35-Tarnkappen-Kampfjets ein, aber auch ältere Flugzeuge wie die F-16 und die F-15. Letztere sind zwar nicht so gut vor der Entdeckung durch Radar geschützt, können aber genutzt werden, um Gleitbomben auf iranische Ziele abzuwerfen.
Eine offizielle Bestätigung zu den Angriffsrouten gibt es von Israel verständlicherweise nicht. Doch mehrere Varianten sind denkbar: Die direkteste führt über Jordanien und den Irak. Einen Teil der Strecke könnte Israel statt über Jordanien auch über Syrien zurücklegen. Mögliche, aber deutlich längere Routen gibt es zudem über Saudi-Arabien und den Persischen Golf oder die Türkei (und theoretisch auch Armenien und Aserbaidschan).
Nachbarn schließen ihren Luftraum
Jordanien hatte sich öffentlich von den israelischen Angriffen distanziert und nach Beginn der Operation seinen Luftraum vorübergehend geschlossen. Amman erklärte zudem, dass es nicht zulassen werde, dass sein Luftraum von anderen Staaten genutzt werde.
Auch der Irak hatte zunächst seinen Luftraum geschlossen und den gesamten Flugverkehr auf seinen Flughäfen eingestellt. Was auffiel: Laut irakischen Medienberichten reichte die Regierung nach Beginn der israelischen Operation eine Beschwerde gegen die Verletzung seines Luftraums beim UN-Sicherheitsrat ein, was ein Hinweis auf eine Route über sein Staatsgebiet sein könnte.
Syrien hatte seinen Luftraum ebenfalls vorübergehend geschlossen. Offizielle Statements zu möglichen israelischen Überflügen gibt es von der neuen Regierung aus Damaskus nicht. Allerdings ist bekannt, dass israelische Kampfflugzeuge spätestens seit dem Zusammenbruch des Assad-Regimes im Dezember weitgehend ungehindert im syrischen Luftraum operieren können.
Unbehelligt auf der Syrien-Route?
Der Syrien-Experte Charles Lister äußerte in einem Beitrag für den US-Think-Tank Middle East Institute die Vermutung, dass Israel den Luftraum über Syrien "wie bei früheren Attacken auf den Iran" auch diesmal sowohl für direkte Überflüge als auch für das Auftanken seiner Kampfjets nutzt. Aufnahmen einer angeblichen Luftbetankung israelischer Jets über dem Osten Syriens hatte der für die Auswertung öffentlicher Daten spezialisierte Account Open Source Intel auf X gepostet - unabhängig bestätigen lassen sich diese bislang nicht.
Syrien-Experte Lister geht davon aus, dass "Israels Nutzung des syrischen Luftraums mit ziemlicher Sicherheit weder eine syrische Erlaubnis erforderte noch erhielte". Gleichzeitig sei aus seiner Sicht die "syrische Übergangsregierung nicht in der Lage, dies zu verhindern, selbst wenn sie es wollte". Nach dem Fall Assads hatte Israel wiederholt Militäreinrichtungen in Syrien bombardiert, um die dortigen Waffenbestände zu zerstören.
Kürzeste Linie über Jordanien
Der österreichische Nahostexperte und Oberst Matthias Wasinger hält hingegen eine Route über Jordanien und dann den Irak für plausibel, wie er gegenüber ntv.de sagte. "Ich denke nicht, dass es mit Jordanien ein grundsätzliches Problem gibt, weil Jordanien Israel immer wieder unterstützt hat", so Wasinger. Zwar könnte Israels Luftwaffe mittels Luftbetankungen auch größere Umwege in Richtung Iran fliegen. Der Vorteil einer Route über Jordanien und dann Irak sei aber die "direkte Linie".
Zudem gibt Wasinger zu bedenken, dass es sich zumindest bei den von Israel eingesetzten F-35 um Kampfflugzeuge der fünften Generation handelt. Diese setzen auf Stealth-Technik und sind mit eingeklappten Waffensystemen für die Radaranlagen aller überflogenen Länder nur sehr schwer zu erkennen.
Bisher fehlen jedoch die Daten, um die Flugrouten von Israels Kampfflugzeugen in den Iran verlässlich zu bestimmen. Solange der Konflikt anhält, wird zumindest Israel es - aller Voraussicht nach - tunlichst vermeiden, dieses Geheimnis preiszugeben.
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