Die Iran-Politik von US-Präsident Trump folgt keiner klaren Linie und ist voller Widersprüche. Er reagiert nur auf das, was Israels Premier Netanjahu tut. Am Ende könnte Trump vor einer schwierigen Wahl stehen.
Ein Hauch von Geheimniskrämerei umwehte US-Präsident Donald Trump, als er den G7-Gipfel in Kanada verließ. "Ich wäre gerne geblieben", sagte er beim traditionellen Familienfoto der Staats- und Regierungschefs in Kananaskis. Er wolle dem "großartigen Gastgeber" Kanada danken, "aber Sie sehen wahrscheinlich, was ich sehe, und ich muss so schnell zurück sein, wie ich kann". Ziemlich sicher war nur eins: Dass es um den Krieg zwischen Israel und Iran geht.
Zuvor hatte Trump bereits von möglichen Verhandlungen mit dem Iran gesprochen. "Ich denke, es wird ein Abkommen unterzeichnet werden", sagte er am Rande des G7-Gipfels. Andernfalls werde etwas passieren, schob er nach, ohne konkreter zu werden. "Ich denke, der Iran ist dumm, wenn er es nicht unterzeichnet." Teheran sitze praktisch schon am Verhandlungstisch. "Sie wollen einen Deal machen, und sobald ich hier weg bin, werden wir etwas unternehmen."
Vom Flugzeug aus legte er dann auf Truth Social nach, seinem sozialen Netzwerk. Offenbar hatte ihn eine Äußerung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geärgert. Der hatte Reportern gesagt, Trump sei womöglich wegen eines Waffenstillstandes zwischen Iran und Israel abgereist. "Falsch!", schrieb der US-Präsident. "Er hat keine Ahnung, warum ich jetzt auf dem Weg nach Washington bin, aber es hat sicherlich nichts mit einem Waffenstillstand zu tun", schrieb er. "Es geht um etwas viel Größeres als das", so Trump - ohne zusagen, worum. Reportern an Bord des Flugzeugs sagte er: "Ein Ende. Ein echtes Ende, keinen Waffenstillstand. Ein Ende - oder eine vollständige Aufgabe, das ist auch in Ordnung."
"Teheran sofort verlassen!"
Laut dem US Sender CBS sagte er anschließend, er wolle den Konflikt um das iranische Atomprogramm "ein für allemal" lösen. Er überlege, Vizepräsident JD Vance oder den Sondergesandten Steve Witkoff in den Iran zu schicken, sagte er demnach. Auf Truth Social schrieb er dann wieder: "Der Iran hätte den 'Deal' unterschreiben sollen, den ich ihnen angeboten habe. Welch eine Schande und Verschwendung menschlichen Lebens. Einfach gesagt: DER IRAN DARF KEINE ATOMWAFFE HABEN. Ich habe es immer wieder gesagt! Alle sollten Teheran sofort verlassen!" schrieb Trump.
Das klang dann wieder nach einer Drohung. Bedrohlich wirkte auch die Verlegung eines großen Flugzeugträgers in die Region. Bereiten sich die Amerikaner auf einen Angriff vor? Soll das eine Drohkulisse für die Iraner sein, um sie an den Verhandlungstisch zu zwingen? Wären die USA also bereit, selbst in den Konflikt einzusteigen? Danach klang es.
Allerdings sind die Iraner längst bereit dazu. Gespräche über ein Atomabkommen liefen bereits vor den israelischen Angriffen ab Freitag, die der Iran dann freilich wegen Sinnlosigkeit abbrach. Außenminister Abbas Araghtschi scheint offen dafür - mit ihm würden sich Witkoff und Vance treffen, möglicherweise diese Woche. Die Frage ist eher, ob Israels Premier Benjamin Netanjahu ebenfalls zu einem schnellen Abkommen bereit ist. Oder ob er den Krieg erst dann beendet, wenn das iranische Atomprogramm vollkommen zerstört ist.
Es gab schon längst einen "Deal"
Trump scheint allerdings zu glauben, er könnte innerhalb von Tagen einen Deal mit den Iranern machen. Ob das gelingen kann, ist fraglich. Das Atomabkommen von 2015, das die USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, die EU und der Iran unterzeichnet hatten, war zwei Jahre lang verhandelt worden. Ziel des Abkommens war es, Teheran die friedliche Nutzung der Atomkraft zu erlauben, aber streng zu kontrollieren, dass keine Atombombe gebaut wird. Trump zog die USA 2018 aus dem Vertrag zurück. Was für ein besserer "Deal" ihm vorschwebt, lässt er bislang nicht durchblicken. Ob er überhaupt eine Idee hat, ist unbekannt.
Von mangelndem Verständnis für die Lage zeugt auch seine Idee, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Vermittler zu machen. Er hält ihn offenbar noch immer für einen vertrauenswürdigen Partner, selbst nachdem der Kreml-Chef ein ums andere Mal seine Aufforderungen ignorierte, ernsthaft mit der ukrainischen Führung zu verhandeln. Mit beeindruckender Gelassenheit lehnten europäische Regierungschefs wie Friedrich Merz, Macron und Keir Starmer diese Idee ab. Trump hatte sie nach einem Telefonat mit Putin präsentiert.
Setzt Trump die Bombe ein?
Unklar ist auch, wie weit Trump zu gehen bereit ist gegenüber dem Iran. Wer droht, muss bereit sein, eine Drohung wahrzumachen. Was passiert, wenn es keine schnelle Verhandlungslösung gibt? Greifen die USA dann in den Krieg ein? Das könnte genau das sein, was Netanjahu will. Denn nur die USA verfügen über die schweren panzerbrechenden Bomben, mit denen man unterirdische Atomanlagen im Iran, wie die in Fordo, zerstören könnte. Dabei handelt es sich um die rund 13,5 Tonnen schweren GBU-57, auch bekannt als "Massive Ordnance Penetrater". Nur die großen B2-Bomber können sie transportieren und abwerfen.
Die Frage ist, ob Trump dazu bereit ist. Denn damit würden sich die USA in einem neuen Krieg wiederfinden. Genau das hat er aber immer seinen Anhängern versprochen - sein Land nicht in neue "dumme Kriege" zu führen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke