Seit Freitag sind Israel und Iran im Krieg, in den ersten Tagen gibt es schwere Angriffe beider Seiten. Der Islamwissenschaftler Guido Steinberg glaubt, dass es bald Friedensgespräche geben könnte. Teheran sieht er bereits jetzt in keiner guten Position.
Am Sonntagabend beschäftigen sich die Gäste bei Caren Miosga im Ersten mit dem Krieg zwischen Israel und Iran. Die ARD-Israel-Korrespondentin Sophie von der Tann berichtet dabei über eine ballistische Rakete, die im Süden von Tel Aviv eingeschlagen sei. Sie habe massive Zerstörungen verursacht. Zwar sei die Luftabwehr an vielen Stellen wirksam, doch nicht überall. Das Vertrauen der Israelis in den Abwehrschirm sei erschüttert. Dennoch unterstützten viele Menschen in Israel das Vorgehen der Regierung gegen den Iran.
Die iranischen Raketen würden nicht gezielt Wohnhäuser anpeilen, vermutet der Islamwissenschaftler Guido Steinberg. Allerdings seien sie häufig nicht so zielgenau wie die israelischen Raketen, gibt er zu bedenken. "Die militärischen Fähigkeiten Irans sind stark begrenzt", so der Experte. Das bisher erzielte Ergebnis der iranischen Luftwaffe nennt er bescheiden.
"Das zeigt zum einen, wie begrenzt die Mittel der Iraner sind, wenn es darum geht, Israel direkt anzugreifen. Und es zeigt auch, wie erfolgreich Israel dabei war, das Raketenprogramm schon im letzten Jahr etwas zu dezimieren und dabei in der ersten Nacht Raketen und Raketenstellungen zu zerstören. Wenn die Israelis da nicht so erfolgreich gewesen wären, hätten wir es hier noch mit sehr viel größeren Angriffen zu tun bekommen, und dann wäre möglicherweise auch die israelische Luftwaffe überwältigt worden. Das ist bisher nicht geschehen. Aus iranischer Sicht ist es sehr enttäuschend verlaufen", sagt Steinberg.
Der Iran sei auch geschwächt, weil viele verbündete Organisationen in den letzten Jahren zurückgedrängt worden seien, urteilt der CNN-Journalist Fred Pleitgen. Zudem sei Syrien als iranischer Verbündeter nach dem Sturz des ehemaligen Staatschefs Baschar Al-Assad nicht mehr auf der Seite Irans. Der Iran habe sich wegen der Sanktionen durch die USA auf das Raketenprogramm verlassen, weil er nicht in der Lage gewesen sei, Kampfflugzeuge zu produzieren. "Aber man muss natürlich sagen, dass die Raketen immer noch gefährlich sind. Ich war mal bei den Revolutionsgarden und habe die Raketen gesehen, und die haben teilweise Sprengköpfe von 750 Kilogramm. Und das legt dann ein Haus in Schutt und Asche."
Tausende ballistische Raketen im Arsenal
Iran sei Israel technisch unterlegen, aber trotzdem eine gefährliche Streitmacht, so Pleitgen. "Ich glaube, dass die Iraner nach dem Anfangs-Schock, den sie erlitten haben, jetzt langsam wieder Tritt fassen, und dass man deshalb auch jetzt mehr von diesen Luftangriffen sieht." Iran besitze mehrere Tausend ballistische Raketen, unter anderem aus Libyen. Doch der Iran verfüge auch über Marschflugkörper und Drohnen, die er einsetzen könnte. Was Pleitgen nicht sagt: Viele Bauteile der iranischen Raketen sind "Made in Germany". Darauf hatten deutsche Geheimdienstler schon vor Jahren hingewiesen.
Wie erfolgreich Israel bisher mit seinen Angriffen auf das iranische Atomprogramm war, lässt sich laut Guido Steinberg nur sehr schwer sagen. Immerhin seien die Anlagen tief im Erdboden, und Israel verfüge nicht über die nötigen Waffen und Flugzeuge, um sie dort zu treffen. "Deswegen wollten die Israelis in den letzten Monaten, dass die USA mitmachen." Die hätten zwar inzwischen die nötigen Waffensysteme in die Gegend verlegt, wollten jedoch nicht eingreifen.
Wie sich die Situation im Nahen Osten entwickeln könnte, ist zu diesem Zeitpunkt schwer zu sagen. Die Atomverhandlungen zwischen Iran und den USA seien zunächst gescheitert, sagt Steinberg. "Aber wir sollten nicht ausschließen, dass es wieder zu Verhandlungen kommt, weil die Regierung Trump diese Verhandlungen will." Bei diesem Thema seien sich Israel und die USA nicht einig gewesen. "Es ist davon auszugehen, dass die Iraner in einer Position der Schwäche alles tun werden, um wieder an den Verhandlungstisch zurückzukommen. Die Einzigen, die das im Moment erst einmal nicht wollen, sind die Israelis."
Trump spiele dabei eine sehr wichtige Rolle, sagt Pleitgen. Er wolle einen Deal. "Und was für Trump wichtig ist: Er will keinen Krieg. Er will die USA aus einem Krieg heraushalten." Steinberg unterstützt den Journalisten: "Wir sind in einem Zeitalter, in dem die USA sich herausziehen, selbst ihren engsten Verbündeten in der Region nur noch sehr halbherzig unterstützen und vielleicht hängen lassen", sagt Steinberg – und meint Israel damit. Er glaubt, dass es schon in zwei bis drei Wochen Friedensverhandlungen geben könnte.
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