In einem Urlaubsort in den kanadischen Bergen treffen sich ab heute die Staats- und Regierungschefs der G7. Kanzler Merz ist erstmals dabei - sein Ziel ist ziemlich klar, nur ein Teilnehmer könnte für schlechte Stimmung sorgen.
Mit Trump hoch oben in den Bergen: In den kanadischen Rocky Mountains kommen von diesem Sonntag an die Chefs der sieben großen Industrienationen (G7) zu einem Gipfel zusammen. Für Bundeskanzler Friedrich Merz ist der Auftritt in diesem Kreis eine Premiere. Die größte Aufmerksamkeit gilt aber US-Präsident Donald Trump, der mit solchen multilateralen Foren wenig anfangen kann. Von Trumps Gebaren wird der Erfolg des dreitägigen Gipfels im Urlaubsort Kananaskis aber in erster Linie abhängen.
Erstmals seit 2018 wird es keine umfassende Abschlusserklärung geben. Auch damals war Trump US-Präsident und der Gastgeber Kanada. Die Gipfelteilnehmer einigten sich zwar auf ein Dokument, Trump zog aber auf der Rückreise über Twitter (heute X) seine Zustimmung zurück. Wie wird es diesmal sein? Walzt er wieder jede Einigkeit platt?
Die Bundesregierung will genau das Gegenteil erreichen. Der Gipfel solle vor allem ein Signal der Einigkeit aussenden, sagte ein Regierungsvertreter. Statt einer breiten Gipfel-Erklärung sollen nun mehrere Texte zu Themen verabschiedet werden, in denen alle G7-Staaten einer Meinung seien. "Das wichtigste Ziel wird sein: Die sieben größten Industrienationen der Welt sind sich einig, und sie sind handlungsfähig", sagte Merz kurz vor dem Abflug nach Kanada.
Neu auf die Agenda des Gipfels ist der Krieg zwischen Israel und dem Iran gekommen. "Israel hat das Recht, seine Existenz und die Sicherheit seiner Bürger zu verteidigen", so Merz. "Das iranische Atomwaffenprogramm ist eine existenzielle Bedrohung für den Staat Israel."
Am Dienstag nimmt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Gipfel teil - es soll aber keine gemeinsame Erklärung zur Ukraine geben. "Auch hier möchte ich ein Zeichen größtmöglicher Geschlossenheit erreichen", merkte Merz zu diesem Thema an.
Ausgerechnet in Kanada
Bundeskanzler Merz geht es in Kananaskis darum, das zarte Pflänzchen seiner Beziehung zum US-Präsidenten zu pflegen. Nach dem ruhig und ohne Eklat verlaufenem Treffen im Weißen Haus fasste der CDU-Chef sein Fazit zum Umgang mit der Trump-Regierung so zusammen: "Man kann mit ihnen reden, aber man darf sich nicht einschüchtern lassen." Und: "Hören wir mal auf, mit erhobenem Zeigefinger und gerümpfter Nase über Donald Trump zu reden."
Neben Kanada, den USA und Deutschland nehmen auch Italien, Frankreich, Großbritannien und Japan teil. Gastgeber Mark Carney will den Gipfel nach Angaben deutscher Regierungsvertreter mit einer Diskussion über die Weltwirtschaft starten. Dabei sollen sowohl Trump als auch Merz reden. Anders als bei früheren G7-Gipfeln wird es wegen der von Trump vom Zaun gebrochenen Zollkonflikte aber keine Gipfelerklärung zum freien Welthandel geben. Dafür soll es aber eine Erklärung zur Bedeutung der Liefersicherheit von kritischen Rohstoffen geben.
Für Kanadas Premierminister und G7-Gipfelgastgeber ist Trump der vermutlich unangenehmste Gast. Schließlich zeugt es nicht von gutnachbarschaftlichem Geist, dass Trump den Kanadiern die Eigenstaatlichkeit abspricht und sie den USA einverleiben will. Zudem wäre kein anderes Land so schwer von US-Zöllen betroffen wie Kanada, dessen Wirtschaft engstens mit den USA verflochten ist. "Kanada steht nicht zum Verkauf", sagte Carney bei seinem Antrittsbesuch im Weißen Haus. Trumps Replik: "Sag niemals nie."
Sanktionen - wer macht mit?
Beim Ukraine-Thema gehe es unter anderem darum, die USA bei einem Verhandlungsprozess zwischen Russland und der Ukraine engagiert zu halten, sagte ein deutscher Regierungsvertreter. Bei den Sanktionen wolle man sich "ein kleines bisschen in die richtige Richtung" bewegen, fügte er mit Blick auf den von der EU geforderten größeren Druck auf Russland hinzu. Die EU habe mit dem 18. Sanktionspaket gegen Russland vorgelegt. Man werde sehen, inwieweit die USA und die Europäer in dieselbe Richtung marschieren.
Ein Thema wird dabei das von der EU im 18. Sanktionspaket anvisierte Absenken des Preisdeckels für russisches Öl sein. "Es gibt Bestrebungen unter den europäischen Ländern, die Obergrenze für den Ölpreis von 60 Dollar auf 45 Dollar zu senken. Es gibt positive Signale aus Kanada, Großbritannien und möglicherweise auch aus Japan", sagte ein Insider. Es gilt aber als unsicher, ob auch Trump diesen Weg mitgehen wird. Am zweiten Gipfeltag sind etwa auch die Staats- und Regierungschefs von Indien, Brasilien und Südafrika eingeladen.
Besonders schwierig sei die Frage der fortgesetzten militärischen Unterstützung der USA für die Ukraine, hieß es in Berlin. "Wenn wir da den Status quo halten, dass die Amerikaner bestimmte sehr wesentliche Leistungen an die Ukraine fortsetzen, sind wir gut." Gemeint ist unter anderem die für die ukrainische Armee wichtige Informationsweitergabe durch die US-Geheimdienste. Trump hatte sich mehrfach kritisch zur Militärhilfe an die Ukraine geäußert. Aus der Bundesregierung heißt es, der G7-Gipfel habe "beim Thema Ukraine Etappencharakter". Schließlich wird die Ukraine auch Thema sein beim Nato-Gipfel eine Woche darauf.
Macht Trump beim Klimaschutz mit?
Die kanadische G7-Präsidentschaft plane zudem Abschlusserklärungen zu Themen wie künstliche Intelligenz, zur Quantentechnologie und zu Waldbränden, hieß es in Berlin. Über dieses auch die USA betreffende Thema wolle die kanadische Regierung den Klima- und Umweltschutz auf die G7-Agenda bringen. Beides ebenfalls nicht gerade Lieblingsthemen Trumps.
Bereits 2002 fand in dem von Wäldern umgebenen Kananaskis ein G7-Gipfel statt - damit begann ein Trend großer Gipfeltreffen weg aus den großen Städten, hin zu abgeschiedenen Hotels draußen in der Natur. Beim vorangegangenen G7-Gipfel in Genua war 2001 die Gewalt zwischen Demonstranten und Polizei eskaliert. Orte wie Kananaskis lassen sich dagegen weiträumig abriegeln. Die sieben Regierungschefs werden im Luxushotel Pomeroy Mountain Lodge nichts von etwaigem Protest mitbekommen.
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