Irgendwas bleibt immer kleben, wenn mit Schmutz geworfen wird. Das gilt vor allem dann, wenn der Beworfene eine Vorgeschichte hat. So ist es auch bei den Epstein-Drohungen von Elon Musk gegen Donald Trump.

Mitten in seinem Dauerfeuer gegen den US-Präsidenten kündigte Elon Musk am Donnerstag "die wirklich große Bombe" an: Donald Trump "ist in den Epstein-Akten", schrieb der Milliardär auf seinem Netzwerk X. "Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden." Dann wünschte er Trump noch "einen schönen Tag".

Schon wenige Minuten später legte er nach: "Hebt euch diese Nachricht auf. Die Wahrheit wird rauskommen."

Die "Epstein Files" sind eine Sammlung von Unterlagen aus den Ermittlungen und Prozessen gegen den Investmentbanker Jeffrey Epstein, einen verurteilten Sexualstraftäter, der 2019 in seiner Zelle in einem New Yorker Gefängnis tot aufgefunden wurde - um den Hals den Streifen eines Bettlakens, mit dem er sich nach offizieller Darstellung das Leben genommen hatte. Um Epsteins Tod und die Ermittlungen gegen ihn ranken sich zahllose Verschwörungsmythen, an deren Verbreitung auch Trump sich beteiligt hat.

Allein die Tatsache, dass Trumps Name in den Epstein-Akten auftaucht, ist nicht neu. Bereits im Januar 2024 gab ein US-Gericht fast 1000 Seiten an Dokumenten frei, die die Namen von Personen enthielten, die eine Verbindung zu Epstein hatten. Darunter war Trump, aber auch Ex-Präsident Bill Clinton, der britische Prinz Andrew, Popstar Michael Jackson oder der Astrophysiker Stephen Hawking.

Dass diese Personen mit Epstein in Verbindung standen, bedeutet nicht, dass sie an seinen Straftaten beteiligt waren, etwa als Kunden oder Mitverschwörer eines Rings zur sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen - wegen dieses Vorwurfs saß Epstein in U-Haft. Über Trump findet sich in diesen Dokumenten beispielsweise die Aussage einer Zeugin, dass sein Flugzeug einmal wegen eines Sturms nicht in New York landen konnte.

Von "Ein toller Kerl" zu "Ich war kein Fan"

Musk wollte offenkundig suggerieren, dass Trumps Verwicklung mit Epstein weit über harmlose Begegnungen hinausging - sonst wäre seine Botschaft schließlich keine "wirklich große Bombe". Der Tesla-Chef kommentierte auf X zudem Videomaterial, das Trump und Epstein 1992 auf einer Party inmitten von jungen Frauen zeigt - sein Kommentar besteht lediglich aus einem Smiley mit hochgezogener Augenbraue.

Mit demselben Emoji versah Musk einen Hinweis auf Sätze aus dem "New York Magazine" aus dem Jahr 2002. Damals zitierte die Zeitschrift Trump mit den Worten, er kenne Epstein seit fünfzehn Jahren. "Ein toller Kerl." Es mache "viel Spaß", mit ihm zusammen zu sein. "Man sagt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind eher jung. Kein Zweifel - Jeffrey genießt sein Leben."

Es gibt noch andere Zitate von Trump über Epstein, die Musk nicht verbreitete. 2019, als Epstein zum zweiten Mal verhaftet worden war, sagte der US-Präsident: "Ich kannte ihn, so wie ihn jeder in Palm Beach kannte", so Trump, zu diesem Zeitpunkt in seiner ersten Amtszeit. "Er war eine feste Größe in Palm Beach. Ich hatte vor langer Zeit einen Streit mit ihm. Ich glaube, ich habe seit 15 Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich war kein Fan."

Erst kürzlich ließ Trump "Phase eins" der Epstein-Akten veröffentlichen

Ob Musks Drohung mit Material aus den Epstein-Akten frei erfunden ist oder eine Grundlage hat, lässt sich derzeit nicht ermitteln. Klar ist: Irgendwas bleibt immer kleben, wenn mit Schmutz geworfen wird. Vor allem dann, wenn der Beworfene schon vorher nicht sauber war.

Denn Trump hat eine Vergangenheit, an die man jetzt unweigerlich denken muss. Eine Auswahl: Mehrere Frauen haben Trump beschuldigt, sie vergewaltigt, sexuell genötigt oder belästigt zu haben. In einem Zivilprozess wurde Trump 2022 des sexuellen Missbrauchs für schuldig befunden. Im Wahlkampf 2016 wurde eine Aufnahme aus dem Jahr 2005 bekannt, in der Trump gesagt hatte, wenn man ein Star sei, könne man mit Frauen alles tun. Eine Ex-Freundin von Epstein warf Trump im vergangenen Jahr vor, sie 1993 begrapscht zu haben.

Zum anderen sind da die Epstein-Akten selbst. Im Februar veröffentlichte Trumps Justizministerin Pam Bondi einen Teil der Unterlagen, die sie als "erste Phase" bezeichnete. Bondi und Trumps FBI-Chef Kash Patel inszenierten die Herausgabe der Akten als Zeichen, dass die Zeiten von "Vertuschungen" vorbei seien. "Das Justizministerium setzt Präsident Trumps Versprechen von Transparenz um und lüftet den Schleier über den abscheulichen Taten von Jeffrey Epstein und seinen Mitverschwörern", sagte Bondi. Die Akten würden ein "Licht auf Epsteins weitreichendes Netzwerk" werfen.

Die Demokraten steigen in die Verschwörungen ein

Genau das taten sie nicht. "Phase eins" enthielt hauptsächlich Material, das bereits bekannt war. Die rund 200 Seiten enthielten wenig neue Informationen, schrieb die "New York Times" und beschrieb die Veröffentlichung als "politisches Theater". Selbst Trump-Verbündete reagierten verärgert.

Politisches Theater könnte auch sein, dass die Demokraten im Repräsentantenhaus nun wissen wollen, ob Trump wirklich in den Epstein-Akten auftaucht. In einem Brief an Bondi und Patel fordern die Abgeordneten Stephen Lynch und Robert Garcia, "sofortige Aufklärung, ob diese Anschuldigung wahr ist". Sie verlangen zudem einen Zeitplan für die Freigabe und Veröffentlichung der vollständigen Epstein-Akten sowie eine Erklärung, warum seit Februar keine neuen Dokumente herausgegeben wurden. Außerdem wollen Lynch und Garcia wissen, welche Rolle Trump bei der Prüfung der Akten gespielt hat.

Die Demokraten steigen damit in den Hype um die "Epstein Files" ein, der bislang eine Domäne rechter Verschwörungserzählungen war. Letztlich spielen sie mit ihren Fragen darauf an, dass Trump auf der "Klientenliste" stehen könnte, die rechtsradikale Kommentatoren wie Moderator Glenn Beck schon lange fordern, die aber nach Einschätzung der "Times" gar nicht existiert. Im Februar schrieb Beck auf X, die Veröffentlichung der Epstein-Akten sei ein "totaler Witz"; er habe aus dem Weißen Haus erfahren, dass "die üblichen Verdächtigen" die "Klientenliste" zurückhielten. Jetzt kommentierte Beck nur, er sei "traurig", dass Trump und Musk streiten. Auf Musks Epstein-Drohung ging er nicht ein.

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