Der israelische Ministerpräsident Netanjahu "aktiviert" palästinensische Gruppen in Gaza, die nicht mit der Hamas verbunden sind. Das soll "das Leben israelischer Soldaten retten". Ein Anführer dieser Clans hat sich offenbar als Plünderer von Hilfsgütern einen Namen gemacht.

Israel bewaffnet im Kampf gegen die islamistische Hamas lokale palästinensische Gruppen im Gazastreifen. Nach öffentlicher Kritik eines israelischen Oppositionspolitikers daran bestätigte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, dass lokale Clans "aktiviert" worden seien, die die Hamas ablehnen. Dies sei auf Anraten ranghoher Sicherheitsbeamter geschehen. "Was ist daran schlecht? Das ist nur gut. Das rettet das Leben israelischer Soldaten", sagte Netanjahu in einer auf X veröffentlichten Videobotschaft.

Medienberichten in den USA und Israel zufolge geht es vor allem um eine von einem Mann namens Jassir Abu Schabab angeführte, relativ kleine Gruppe von Männern im Raum Rafah im Süden Gazas. Sie sei vom israelischen Militär mit Kalaschnikow-Gewehren ausgerüstet worden, die die Armee während des Krieges von der Hamas beschlagnahmt habe, berichtete die "Times of Israel". Durch die Förderung rivalisierender Clans wie dem von Abu Schabab solle die Hamas geschwächt werden, berichtete die israelische Nachrichtenseite Ynet.

Bericht: Israels Vorgehen birgt Risiken

Auch nach 20 Monaten Krieg ist die Hamas nicht vollständig besiegt - unter anderem, weil keine alternative palästinensische Führung als Ersatz installiert wurde. Ministerpräsident Netanjahu hat ausgeschlossen, dass die gemäßigtere Palästinensische Autonomiebehörde (PA) aus dem Westjordanland auch im Gazastreifen wieder die Kontrolle übernehmen könnte. Die von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geleitete Organisation war 2007 von der Hamas aus dem Küstengebiet vertrieben worden.

Stattdessen wolle Netanjahu nun lokale Partner im Gazastreifen stärken, die weder mit der Hamas noch mit der PA verbunden sind, berichtete das "Wall Street Journal". Doch Israels Unterstützung für Abu Schababs Gruppe berge Risiken. Eine Bewaffnung der aus schätzungsweise einigen Hundert Mann bestehenden Gruppe durch Israel erfordere "genaue Überwachung", damit "das nicht nach hinten losgeht", zitierte die "New York Times" einen ehemaligen israelischen Geheimdienstoffizier.

Experten warnen vor Verhältnissen wie in Somalia

Experten hatten schon vor mehr als einem Jahr vor einem kompletten Zusammenbruch jeglicher Ordnung und regelrechter Anarchie im Gazastreifen gewarnt. In dem abgeriegelten Gebiet drohten Verhältnisse wie in Somalia mit rivalisierenden Warlords, Banden und Clans. Die Hamas bezeichnet Abu Schabab als kriminellen Kollaborateur Israels. Seine Leute und die palästinensische Terrororganisation lieferten sich Gefechte, berichtete das "Wall Street Journal".

Abu Schabab sei unter der Herrschaft der Hamas als Plünderer von Hilfsgütern bekannt gewesen, zitierte die US-Zeitung Michael Milstein, einen ehemaligen Leiter der Abteilung für palästinensische Angelegenheiten beim israelischen Militärgeheimdienst. Zudem mangele es ihm an breiter Unterstützung in Gaza, weshalb Israels Plan nur geringe Erfolgsaussichten habe. Er sei sich ziemlich sicher, dass die Hamas Abu Schababs Gruppe "zerschlagen wird", sagte Milstein dem Blatt.

Israel greift erneut im Libanon an

Die israelische Luftwaffe griff unterdessen in Vororten der libanesischen Hauptstadt Beirut sowie im Süden des Nachbarlandes mehrere Ziele an - nach ihren Angaben handelte es sich um unterirdische Anlagen zur Herstellung und Lagerung von Drohnen der mit der Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz. Trotz der seit November geltenden Waffenruhe arbeite die Hisbollah-Miliz "unter der Leitung und mit finanzieller Unterstützung iranischer Terrorfunktionäre an der Herstellung von Tausenden von Drohnen", teilte das Militär in der Nacht über Telegram mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Der libanesische Staatspräsident Joseph Aoun verurteilte Israels Angriffe. Sie erfolgten am Vorabend des Opferfestes Eid al-Adha, eines der wichtigsten religiösen Feste für Muslime weltweit.

Die Hisbollah hatte Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 mehr als ein Jahr lang mit Raketen beschossen. Sie wollte nach eigenen Angaben damit die verbündete Hamas im Gazastreifen unterstützen. Israel antwortete mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive.

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