Kanzler Merz macht bei seinem US-Besuch eine gute Figur, auch weil die Scheinwerfer auf ein anderes Thema gerichtet sind. Unter diesen Umständen erheitern Merz sogar Fragen nach der AfD.

"Dieser Mann war live dabei." So stellte CNN-Moderator Jake Tapper am Donnerstagabend Ortszeit den deutschen Kanzler Friedrich Merz seinem Publikum vor. Merz habe aus nächster Nähe den Moment miterlebt, in dem der Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und Milliardär Elon Musk eskalierte. Merz' Auftritt bei Fox News begann ähnlich: Die erste Frage galt Elon Musk. Der Kanzler durfte bei seinen zwei Fernsehauftritten aber auch über die Ukraine reden, über Zölle und die AfD. Aus US-Sicht waren das alles Nebenschauplätze an diesem Tag. Wohl auch, weil Merz sich keinen Fauxpas leistete.

Aus Deutschland hatte es viel Lob gegeben für Merz' unfallfreien Auftritt im Oval Office. Erleichterung aller Orten. Merz hatte gut vorbereitet gewirkt und Glück gehabt, dass sein Gastgeber und die anwesende Presse sich nur am Rande für den Besuch aus Berlin interessierten. Der eskalierende Streit zwischen Trump und seinem ehemaligen Lieblingsangestellten Elon Musk nahm die US-amerikanische Aufmerksamkeit in Anspruch.

Die US-Fernsehsender widmeten dem deutschen Kanzler nach dem Auftritt im Weißen Haus maximal ein paar Worte. Fox News etwa freute sich kurz über das Handelsabkommen, dass Trump mit Merz verhandeln werde. Danach war vom Kanzler nicht mehr die Rede. Musk und Trump zogen alle Aufmerksamkeit auf sich. Innerhalb weniger Stunden zertrümmerten sie auf offener Bühne eine Beziehung, die beide noch vor einer Woche mit warmen Worten füreinander gefeiert hatten.

"Hässliches Zerwürfnis"

Musk hatte über die vergangenen Tage online immer wieder gegen Trumps großes Gesetzesvorhaben geschossen. Der wiederum nutzte den Auftritt mit Merz, um seinem Missfallen darüber Ausdruck zu verleihen. Musk begleitete den Pressetermin mit eigenen Tweets. Am Ende des Tages drohten die beiden sich mit wirtschaftlichen Folgen, stellten sich einander als undankbar und dünnhäutig dar. Musks Vermögen schrumpfte um etliche Milliarden.

Ein "hässliches Zerwürfnis" sei das gewesen, urteilte die Fox-News-Moderatorin Aisha Hasnie, was der reichste und der mächtigste Mann der Welt da aufgeführt hätten. Eine Korrespondentin des Senders CNN sagte, sie habe schon viele üble Trennungen hinter sich, "aber das hier ist verrückt". Kein Wunder also, dass Merz im Interview mit CNN erzählen sollte, wie es war, dabei zuzusehen, wie dieser Streit auf Temperaturen kam.

Es war die einzige Frage, bei der Merz leicht ins Schwimmen kam, zu stammeln begann, dann aber die Kurve bekam und über etwas anderes redete. Bei sich zu bleiben, auf das Gegenüber im Zweifel nicht einzugehen - mit dieser Taktik fuhr der Kanzler den ganzen Tag über gut: Bei Trump im Weißen Haus beschrieb er engagiert das ungleiche Vorgehen der Kriegsparteien in der Ukraine. Er widersprach dem Präsidenten damit nicht direkt, machte aber einen eigenen Punkt und schaffte es damit in die US-Abendnachrichten.

Thema AfD "interessanterweise nicht aufgekommen"

Bei CNN wurde er gefragt, ob Trumps Aussage ihn überrascht habe, die Landung der Alliierten in der Normandie 1944 sei "ein schlechter Tag" für Deutschland gewesen? Merz aber ließ sich nicht locken, sagte nur, mit diesem Tag habe die Befreiung Deutschlands begonnen. Auch Fox-News-Journalistin Hasnie versuchte mehrmals, Merz zu Aussagen über kritische Themen zu bringen. Ob er Musks Ablehnung der Zölle teile, fragte sie. Er werde diese innenpolitische Debatte nicht kommentieren, sagte Merz und tat es doch: "Aus unserer Sicht sind die Zölle eine Bedrohung für unsere Wirtschaft."

Merz absolvierte alle Termine in einem nahezu fehlerfreien Englisch, kam selten ins Stocken. Der Kanzler verzichtete auf Dolmetscher. Selbst geübte Sprecher einer Fremdsprache greifen manchmal auf Übersetzungshilfen zurück - schlicht, um Zeit zu gewinnen. Merz nahm das Risiko und gewann. Trump zeigte sich beeindruckt, fragte, ob der Kanzler genauso gut Englisch wie Deutsch spreche. Merz lachte.

Eine zweite Sache, die Merz auf seinem Ausflug nach Washington erheiterte: die Frage nach der AfD. Sie fiel sowohl im Interview mit CNN als auch im Fox-News-Studio. Das Thema hatte vor dem Besuch als möglicher Stolperstein gegolten. US-Vize JD Vance und Außenminister Marco Rubio hatten den Umgang Deutschlands mit der Partei kritisiert; dem Land abgesprochen, eine Demokratie zu sein. Auf das Thema angesprochen, sagte Merz beide Male grinsend, in seinem Gespräch mit Trump sei es "interessanterweise nicht aufgekommen". Man verhandle die AfD im deutschen Parlament, sagte Merz und meinte wohl: nicht im Weißen Haus. Dort waren andere Themen wesentlich präsenter. Womit der Kanzler zufrieden schien.

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