Es ist die bislang mit Abstand schwierigste Auslandsreise für den Kanzler: Heute trifft Merz US-Präsident Trump im Oval Office. Vorab macht er schon einmal klar, dass er nicht als "Bittsteller" kommt.
Bundeskanzler Friedrich Merz ist zu seinem Antrittsbesuch in den USA eingetroffen. Der Kanzler landete kurz nach Mitternacht Ortszeit in Washington. Merz übernachtet im Blair House, dem Gästehaus des US-Präsidenten in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses, was als besondere Ehre gilt.
Am Vormittag wird der Kanzler von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus zur ersten ausführlichen persönlichen Begegnung zwischen beiden Politikern empfangen. Nach einem Gespräch unter vier Augen sind ein gemeinsames Mittagessen und eine Pressebegegnung geplant. Zentrale Themen sind der Ukraine-Krieg, der von Trump entfachte Zollstreit sowie die Vorbereitung des Nato-Gipfels Ende Juni in Den Haag.
Merz hat bereits klargemacht, dass er nicht als "Bittsteller" nach Washington reist und die europäischen Positionen dort selbstbewusst vertreten wird. Bei den Antrittsbesuchen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des südafrikanischen Staatschefs Cyril Ramaphosa war es zur offenen Konfrontation gekommen.
Merz und Trump in regelmäßigem Kontakt
Der Kanzler ist Trump erst einmal vor vielen Jahren flüchtig in New York begegnet. Seit seinem Amtsantritt vor vier Wochen hat er aber mehrfach mit ihm telefoniert - zu zweit und in größerer Runde mit mehreren anderen europäischen Staats- und Regierungschefs zum Ukraine-Krieg. Die beiden sprechen sich inzwischen mit Vornamen an und sind regelmäßig per SMS in Kontakt.
Der Kanzler wird nur etwa 17 Stunden in der US-Hauptstadt sein. Im Juni werden Merz und Trump sich noch zweimal wiedersehen: Beim G7-Gipfel Mitte Juni in Kanada und beim Nato-Gipfel Ende des Monats im niederländischen Den Haag.
Gedämpfte Erwartungen
Der neue Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Metin Hakverdi von der SPD dämpfte schon die Erwartungen. "Ich hoffe, der Besuch wird ein Erfolg", sagte Hakverdi. "Gleichzeitig sollten wir auch keine überzogenen Erwartungen an den Besuch des Kanzlers stellen." Es wäre schon "ein Gewinn für uns, für Europa und für die USA, wenn die beiden einen ganz guten persönlichen Draht miteinander entwickeln - weil Spitzenpolitik immer auch persönliche Beziehungen mit einschließt, erst recht bei diesem US-Präsidenten", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete.
"Es wird sicher nicht immer alles wie geschnitten Brot laufen, dafür ist Trump einfach zu wechselhaft", sagte der Transatlantik-Koordinator weiter. "Trumps Markenzeichen ist eben die Unberechenbarkeit."
SPD-Fraktionsvize Siemtje Möller forderte von Merz in Washington ein klares Bekenntnis zur militärischen, wirtschaftlichen und humanitären Unterstützung der Ukraine. "Er sollte gegenüber Präsident Trump deutlich machen, wie wichtig die fortgesetzte Unterstützung durch die westlichen Partner für die Ukraine ist, um einen stabilen und gerechten Frieden zu erreichen." Deutschland und die USA müssten außerdem geschlossen auf die sofortige Freilassung der Geiseln durch die Hamas drängen.
Außenminister Johann Wadephul, der in der vergangenen Woche seinen Antrittsbesuch in Washington absolvierte, sieht das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA derzeit in der Krise. "Der Ton ist so rau wie lange nicht", sagte der CDU-Politiker am Dienstagabend in Berlin. Seit dem Amtsantritt Trumps im Januar herrsche ein Stil im Umgang miteinander, "der irritierend ist und viele von uns verunsichert".
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