Bei der polnischen Präsidentschaftswahl liegen der proeuropäische Kandidat und der EU-Skeptiker in Umfragen eng beieinander. Der Ausgang der Wahl könnte richtungsweisend für ganz Europa sein. Auch vielen Polen in Deutschland scheint klar: Jede Stimme zählt.

Die zweite Runde der polnischen Präsidentschaftswahl bewegt ungewöhnlich viele Polen in Deutschland: Für die Abstimmung haben sich in Deutschland 115.000 Menschen mit polnischer Staatsbürgerschaft registrieren lassen, teilte die polnische Botschaft der Funke-Mediengruppe auf Anfrage mit. Sie können somit in einem von 54 Wahllokalen im Bundesgebiet ihre Stimme abgeben.

Das Interesse ist damit deutlich größer als bei der vorangegangenen Präsidentschaftswahl: 2020 ließen sich rund 70.000 Polen für die Abstimmung registrieren.

In Deutschland leben laut dem Auswärtigen Amt etwa zwei Millionen Menschen mit polnischen Wurzeln. Etwa 865.000 von ihnen besitzen die polnische Staatsangehörigkeit. Sie haben keine Möglichkeit, per Briefwahl abzustimmen: Polen im Ausland müssen sich vorab für eine Wahl registrieren lassen - über eine Homepage oder persönlich in einem der polnischen Konsulate.

Richtungsweisende Wahl

Bei der Präsidentschaftswahl treffen die Polen eine richtungsweisende Entscheidung: Sie können sich zwischen dem liberalen Pro-Europäer Rafal Trzaskowski und dem nationalistischen EU-Skeptiker Karol Nawrocki als neues Staatsoberhaupt entscheiden. In Umfragen lag der Warschauer Bürgermeister Trzaskowski zuletzt mit 47,4 Prozent der Stimmen hauchdünn vor Nawrocki: Der 42-Jährige wird von der früheren Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterstützt und kommt auf 46,3 Prozent.

Der Präsident hat in Polen nur begrenzte Befugnisse, ist aber Oberbefehlshaber der Streitkräfte, bestimmt die Außenpolitik mit und hat das Recht, Gesetze einzubringen oder sein Veto gegen sie einzulegen. Ein Sieg Trzaskowskis würde dem liberalkonservativen Regierungschef Donald Tusk und dessen Wirtschaftsreformen weiteren Aufwind verleihen.

Unter Nawrocki wäre hingegen eine Fortsetzung der Blockadepolitik zu erwarten: Der scheidende Staatschef Andrzej Duda hat seit dem Antritt der Regierung Tusk oft von seinem Vetorecht Gebrauch gemacht. Weiterhin könnte Nawrocki die bisher starke Unterstützung Polens für die Ukraine infrage stellen.

Die Wahllokale schließen um 21 Uhr. Unmittelbar danach wird das Ergebnis einer Wählernachbefragung erwartet. Das endgültige Ergebnis dürfte jedoch erst am Montag feststehen.

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