Der frühere Bundeswuschelminister hat uns gefühlvoll seine Krisen erklärt, jetzt ist das Gesicht der Grünen Jette Nietzard. Es hilft nur eines: Die Partei braucht ein Comehabeck, aber schnell!
Bundeskanzler Friedrich Merz kann auf eine kommunikativ ambivalente Woche zurückblicken. Immerhin: Mit nur einem einzigen Auftritt auf der eher links-homogenen Digitalsause "Republica" in Berlin produzierte er gleich zwei Top-Stories der Woche.
Mit Blick auf die Ukraine sagte Merz, es gebe keine Reichweitenbeschränkung für Waffen in der Ukraine mehr. Potztaurus! Das dachten da viele und auch die Russen gaben sich beunruhigt und kündigten vorsichtshalber via Propaganda-Medien einen Erstschlag auf die deutsche Taurus-Manufaktur an. Was genau Merz meinte, blieb allerdings unklar, und womöglich ist genau das ja Absicht. Stichwort: strategische Ambiguität.
Merz quatschte sich zudem auf derselben Talk-Bühne in die überrumpelten Herzen vieler Linker wie ein politischer Flirt-Coach: Er verstehe nicht mehr, was die Netanjahu-Regierung bei ihrem Vorgehen in Gaza bezwecke - damit übte er treuherzig das, was für die viele Deutschen ein politisches Aphrodisiakum ist: Israelkritik.
Die Grünen finden keinen Sound
Der Merz-Lauf der ersten Regierungstage hat die größte Oppositionspartei nach der AfD offenbar überrumpelt, denn die Grünen finden derzeit keinen Sound. Beim Thema Reichweite drängen sie nun zwar pflichtschuldig auf den Taurus - aber das macht auch Roderich Kiesewetter und der ist in der CDU.
In Sachen Israel wiederum fordern zwar manche Grüne nun einen Lieferstopp für Waffen, aber verteidigen können soll sich das Land auch weiterhin. Diese Lage taugt also auch wenig für zornige Oppositionsarbeit.
Selbst die Kritik der Grünen, das Sondervermögen von 500 Milliarden Euro möge bitte "zusätzliche" Investitionen ermöglichen und nicht einfach in der Mütterrente und anderen Wählergeschenken versickern, versickerte. Für diese "Zusätzlichkeit" werben nämlich auch Wirtschaftspolitiker innerhalb der CDU und Wirtschaftsweise - bei der Profilierung hilft das Thema also kaum.
Wer wollen die Grünen sein?
Es fehlt die Positionierung! Wer wollen die Grünen jetzt eigentlich sein? Wer sich das in dieser Woche fragte, bereute es sofort, denn die Antwort gab die Co-Sprecherin der Grünen Jugend, Jette Nietzard. Ihre Follower fragte sie, ob sie einen Pulli mit "All Cops Are Bastards" im Bundestag anziehen sollte.
Nietzards Stunt wirkte so ernstzunehmend wie ein Klassenclown, der seine Freunde fragt, ob er dem Geschichts-Lehrer ein Furzkissen auf den Stuhl legen soll. Er treibt aber bis heute weite Teile der politischen Medienlandschaft stärker um als Krieg, Trump und Abstiegssorgen.
Die Grünenpolitikerin Sara Nanni wiederum kritisierte mit größtmöglicher Verbissenheit den Außenminister Johannes Wadephul, weil dieser sich in einem Social Media-Video zu der Auskunft hinreißen ließ, er freue sich "auf eine Mütze Schlaf". Wadephul war da gerade aus den USA zurückgekommen, flog über den Atlantik und sprach in ein kleines Ansteck-Mikrofon.
"Drei Wochen im Amt, schon müde. Uff." So ätzte Nanni. Es klingt eher nach Arbeitgeberverband-Machoismus als nach grüner Achtsamkeit. Habeck etwa hatte sich in stressigen Zeiten beschwert, dass er sein Müsli einmal mit Wasser essen musste. Hat sich Nanni etwa vom Leistungsgeplapper des calvinistischen Carsten Linnemann anstecken lassen? Oder nervt sie, dass Wadephul ein bisschen wie Habeck kommuniziert?
Blumen, eine Frechheit
Sogar an Blumen arbeiteten sich Grüne ab. Als Merz der scheidenden SPD-Co-Chefin Saskia Esken einen Strauß überreicht, ätzt Parteichefin Frantiska Brantner: "Ab jetzt wird wieder mit Blumen gleichgestellt!"
Es stimmt schon: Jeder Beobachter und sein Hund hat angemerkt, dass der Koalitionsausschuss das ist, was man landläufig eine "Würstchenparty" nennt: Es sind nur Herren da. Der Kommentar kam trotzdem nicht gut an, denn er traf irgendwie auch Esken - und zudem waren auch die Grünen schon bei der Blumen-Übergabe an eine Frau gesichtet worden.
Fazit: Ohne Habeck wirken die Grünen verbissen, grau, uncool. Nur einer könnte diesen Nörgelhaufen wieder zu medialem Glanz verhelfen: Der Lübecker Kinderbuchautor und Superkommunikator Robert Habeck muss zurückkommen! So, wie es eine linke Petition von "Campact" mit einer halben Million Unterzeichnern fordert.
Hoffen auf den Superkommunikator
Wie stehen die Chancen auf ein Comehabeck? Gar nicht schlecht! So wabert das Gerücht, Habeck könnte sich nun, da Baerbock zu den Vereinten Nationen gewechselt ist, in die Außenpolitik einarbeiten, was auch immer das genau heißt. Dann wird man sehen, wer die Welt besser ins Smartphone erklärt: Habeck oder Wadephul. Klingt für Habecks Karrierepfad aber eher nach einem Knick, zumal dann, wenn seine Rivalin auf deutlich prestigehaltigerem Posten in New York thront.
Das zweite Szenario ist auch nicht ideal: Denn Habeck muss, wenn es nach CSU-Chef Markus Söder geht, bald vor einem Untersuchungsauschuss aussagen. Er könnte dann mit viel Gefühl berichten, was der Absturz des mit 600 Millionen Euro Steuergeld subventionierten Batterie-Herstellers Northvolt mit ihm rein menschlich macht.
Söder verspricht sich davon offenbar weitere Punkte beim Abkämpfen am Hauptfeind. Er sollte Habeck aber nicht unterschätzen: Wenn einer aus einer milchlosen Müslischüssel und einem 11,6 Prozent Wahlergebnis kommunikatives Gold weben kann, dann ist es dieser Mann.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke